Predigt im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe in La Crosse am 12. Dezember 2024

Hochfest der Muttergottes von Guadalupe
Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe
La Crosse, Wisconsin
12. Dezember 2024

Sach. 2, 14-17
Judith 13, 18bcde. 19
Offb. 11, 19a; 12, 1-6a.10ab
Lk. 1, 26-38

Predigt

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

               Der große Kampf zwischen der „mit der Sonne bekleideten Frau“[1], die „schwanger war und schrie in Wehen und Schmerzen des Gebärens“[2], und dem „großen roten Drachen“[3], der in der apokalyptischen Vision des Apostels und Evangelisten Johannes „vor der gebärenden Frau stand, um ihr Kind zu verschlingen, wenn sie gebären würde“[4], hat in allen Epochen des Lebens der Kirche nie aufgehört. Er wütete im Jahr 1531, als Gott der Vater die selige Jungfrau Maria, die Mutter Jesu, seines menschgewordenen Sohnes, auf den Tepeyac-Hügel, heute in Mexiko-Stadt, sandte, um die Menschen erneut zu Jesus, ihrem göttlichen Kind, zu führen, der „über alle Völker herrschen soll“[5] und dessen „Reich kein Ende haben wird“[6].  Die jungfräuliche Mutter Gottes, Unsere Liebe Frau von Guadalupe, hat, wie schon bei der Hochzeit zu Kana, die Menschen zu Christus geführt, der allein die Menschen vor Satan rettet, „einem Mörder von Anfang an“, der „nichts mit der Wahrheit zu tun hat“, „einem Lügner und dem Vater der Lüge“[7].  Die jungfräuliche Mutter Gottes führt die Menschen zu Christus mit der mütterlichen Weisung: „Alles, was Er euch sagt, das tut.“[8]

Der Kampf tobt in unserer Zeit in einem Maße, das unseren Glauben auf eine harte Probe stellt. Im Bewusstsein des Ernstes der Lage der Kirche und der Welt fragen wir mit Recht: „Was sollen wir tun?“

Wir sollen zu Jesus gehen, durch Seine Mutter, die Er uns als unsere Mutter gegeben hat, als Er sein Leben auf dem Kalvarienberg, am Kreuz, für unser ewiges Heil opferte.[9] Angesichts der heftigen Angriffe Satans und seiner Kohorten in unserer Zeit führt uns die Muttergottes, die Jungfrau von Guadalupe, zu ihrem göttlichen Sohn, der in Seinem Leib durch Sein Leiden, Seinen Tod, Seine Auferstehung und Seine Himmelfahrt den Sieg über Sünde und Tod errungen hat. Er hört nie auf, denselben Sieg in unserem Leib zu erringen, indem er die siebenfache Gabe des Heiligen Geistes aus seinem glorreich durchbohrten Herzen in unser Herz ausgießt.

               Das prophetische Wort des Sacharias hat sich vollkommen erfüllt: „Singe und freue dich, du Tochter Zion; denn siehe, ich komme und wohne in deiner Mitte, spricht der Herr.“[10] Gott, der Sohn, hat im Schoß der Jungfrau Maria, „voll der Gnade“[11] und verheiratet mit dem heiligen Josef, unsere menschliche Natur mit Seiner göttlichen Natur vereinigt. Auf die Verkündigung des Erzengels Gabriel hin wurde Gott, der Sohn, im Schoß der Jungfrau Maria durch die Überschattung des Heiligen Geistes empfangen. Gott, der Sohn, kam, um unter uns zu wohnen und die Völker zu retten. Er ist der König des Universums, der die Herzen der Menschen von Seinem glorreichen, durchbohrten Herzen aus regiert.

Seit neun Monaten bitten wir die Jungfrau Maria von Guadalupe täglich, uns zu ihrem göttlichen Sohn zu führen, der allein „der Weg, die Wahrheit und das Leben“[12] ist.  Auf ihre Fürsprache haben wir um die Gnade der täglichen Bekehrung unseres Lebens zu Ihm gebeten, um die tägliche Hingabe unseres Herzens an Sein Heiligstes Herz und um die Bekehrung der Millionen, die Ihn noch nicht kennen, und der vielen, die Ihn kennen und dann verlassen haben. Wir haben durch Unsere Liebe Frau von Guadalupe dafür gebetet, dass der Sieg Christi über Sünde und Tod in unserer menschlichen Natur im Leben eines jeden von uns und im Leben all unserer Brüder und Schwestern verwirklicht werden möge.

               Nachdem wir die neunmonatige Novene zu Unserer Lieben Frau von Guadalupe abgeschlossen haben, vollziehen wir heute den Akt der Weihe an sie, indem wir unsere Herzen ganz und gar, eins mit ihrem schmerzhaften und unbefleckten Herzen, in das glorreich durchbohrte Herz Jesu, des Sohnes Gottes und Sohnes Mariens, geben. Wir vertrauen auf die Worte unserer himmlischen Mutter an den heiligen Juan Diego, als er ihre Mission wegen der tödlichen Krankheit seines Onkels Juan Bernardino scheinbar nicht ausführen konnte:

„Höre, nimm es in dein Herz, mein kleinster Sohn, nichts soll dich erschrecken, nichts dich bekümmern, nicht soll sich dein Antlitz, dein Herz betrüben. Fürchte nicht diese Krankheit noch irgendeine andere Krankheit oder einen Kummer, eine Betrübnis. Bin ich denn nicht hier, deine Mutter? Bist du denn nicht in meinem Schatten und in meinem Schutz? Bin ich nicht die Quelle deiner Freude? Bist du nicht in den Falten meines Mantels, in der Beuge meiner Arme? Brauchst du noch mehr als das??[13]

Heute weihen wir uns der Gottesmutter als Boten, nach dem Beispiel des heiligen Juan Diego, indem wir unser Leben jeden Tag aufs Neue Unserem Herrn übergeben und zusammen mit ihr die vielen, die ihn noch nicht kennen, und die vielen, die ihn zwar kennen, aber weit von ihm entfernt sind, zu Unserem Herrn ziehen. Indem wir uns Unserer Lieben Frau von Guadalupe weihen, vertrauen wir ihrem Gebet auch unsere Familien und unsere Nation an und bitten darum, dass Christus der König von Seinem Heiligsten Herzen aus über alle Herzen herrschen möge.

               Der Weiheakt, den wir heute vollziehen, ist ein Sakramental der Kirche, das uns dazu befähigt, die eigentliche Gnade zu empfangen und mit ihr zusammenzuarbeiten, um die Weihe an das Heiligste Herz Jesu durch das Schmerzhafte und Unbefleckte Herz Mariens jeden Tag zu leben, bis unsere irdische Pilgerreise ihr Ziel erreicht: das ewige Leben bei Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – in der Gemeinschaft mit der Gottesmutter, den Engeln und allen Heiligen.[14] Heute erhalten Sie das tägliche Gebet der Geweihten der Muttergottes von Guadalupe. Bitten wir jeden Tag um dieses Gebet, damit unsere Weihe wahrhaftig bleibt, damit wir mit der Gnade Christi zusammenarbeiten können – Christus, der in unserer menschlichen Natur den Sieg des Lebens und der Liebe im Kampf gegen Satan und alle bösen Geister erringt. Beten wir täglich dieses Gebet und vertrauen wir dem Herzen Jesu durch das schmerzhafte und unbefleckte Herz Mariens unsere Familien und unser Vaterland an.

Nachdem wir nach dem Glaubensbekenntnis den Akt der Weihe an Unsere Liebe Frau von Guadalupe vollzogen haben, wollen wir in Seinem Eucharistischen Opfer unser Herz ganz Unserem Herrn schenken. Möge die Heiligkeit unserer Herzensvereinigung mit Seinem Heiligsten Herzen durch das Allerheiligste Sakrament des Altares in jedem unserer Gedanken, Worte und Taten aufleuchten. So möge Christus in uns den Sieg über Sünde und Tod erringen, und so mögen wir „[mit Christus] Mitarbeiter der Wahrheit“[15] sein, damit Er denselben Sieg im Leben unserer Brüder und Schwestern erringt.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Raymond Leo Kardinal BURKE


[1] Offb., 12, 1

[2] Offb. 12, 2

[3] Offb. 12, 3

[4] Offb. 12, 4

[5] Offb. 12, 5

[6] Lk. 1, 33

[7] Joh. 8, 44

[8] Joh. 2, 5

[9] Vgl. Joh. 19, 26-27

[10] Sach. 2, 10

[11] Lk. 1, 28

[12] Joh. 14, 6

[13]  Aus: Nican Mopohua: Der Urtext zu Guadalupe von 1540-1550, Nr. 118f.

[14] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1667; 1670

[15] 3. Joh. 8