Predigt von Kanonikus Joseph de Poncharra zum Fest des hl. Josef (20. März 2023)

Er ward geliebt von Gott und den Menschen; sein Andenken ist gesegnet (Sir 45,1). Mit diesen treffenden Worten aus dem Alten Testament können wir auch das Andenken an den hl. Josef ausdrücken, dem ja unsere ganze Verehrung gilt, besonders am heutigen Tag. 

Bevor wir aber mit der Betrachtung der Gestalt des hl. Josef beginnen, bitten wir seine liebenswürdigste, am meisten geliebte und am innigsten liebende Braut, dass wir vom liebenswürdigsten, geliebtesten und am meisten liebenden Gemahl recht sprechen können!

Wer nun war der hl. Josef? Drei Namen werden ihm in den Evangelien gegeben:

-Er wird Gemahl Marias genannt (Mt 1,16-19);

-Maria nennt ihn den Vater Christi: „Dein Vater und ich haben dich schmerzlich gesucht.“ (Lk 2,48)

-Schließlich wird er als „Gerechter“ bezeichnet (Mt 1,19).

Der zweite Name ergibt sich aus dem ersten: Als Gemahl Marias ist er in der heiligen Familie der Vater Christi, des göttlichen Sohnes. Die dritte Bezeichnung als „gerechter Mann“ schließt den ersten und zweiten mit ein. Als Gemahl der Gottesmutter und Pflegevater Jesu kann nur ein „gerechter Mann“ berufen sein.

Der Gemahl Marias. Was sagt uns die Schrift dazu?

In Genesis 2,18 heißt es: „Lasst uns eine Hilfe für ihn (Adam) machen, die ihm ähnlich ist“. Hier wird die Würde der Ehe hervorgehoben: Um die Sittsamkeit und Ehre der seligsten Jungfrau zu wahren, soll ihr Sohn von einer Vermählten geboren werden; um ihre Keuschheit unter dem schützenden „Schatten“ einer Ehe zu verbergen, war sie Josef wirklich als Gattin vermählt, so wie wie die weibliche Palme im Schatten des Palmbaums steht.

Im zweiten Namen „Dein Vater und ich haben dich schmerzlich gesucht“ kommt zum Ausdruck, dass Jesus nach dem natürlichen Recht sein Sohn ist, nicht aber nach dem Gesetz des Lebens. Er ist Sein Pflegevater.

Warum nun wird Josef gerecht genannt? Warum wird ausdrücklich berichtet, dass er ein „gerechter“ Mann war? Was heißt da „gerecht”? Manchen Menschen sagen wir nach, sie seien gerechtigkeitsliebend und könnten kein Unrecht ertragen. Aber das ist nicht das, was die Heilige Schrift meint, wenn sie vom hl. Josef als einem „gerechten Mann“ spricht. Hier bedeutet es, dass er ein rechtschaffener Mann ist – besonders in den Augen Gottes und nicht zunächst in den Augen der Menschen. Der heilige Josef ist ausgezeichnet durch jede Art von Tugend, wie der Josef des Alten Bundes. Nach der Hl. Schrift sah dieser, dass sich der  Mond, die Sonne und die Sterne vor ihm verneigten (Gen 37,9): die Vielzahl der Menschen (ausgedrückt in der Zahl zehn), die Welt der Engel, unter einem Namen gefasst, die seligste Jungfrau und der Herr. Wie der ägyptische Josef ist er in kostbares Linnen gekleidet. Wie die Palme wird der Gerechte erblühen, so der Psalmist (Ps 92,13).

Das Entscheidende für einen Menschen ist also, wie Gott ihn anschaut und was Gott von ihm hält, und nicht, was andere Menschen von ihm halten – außer diese Menschen leben in der Tugend! Wichtig ist nur, was unter Gottes Augen Bestand hat. Der hl. Josef hat niemals die Ehre von Menschen gesucht, sondern immer nur die Ehre Gottes.

Liebe Gläubige, im Sturm dieser Zeit ragt der hl. Josef wie ein Fels aus der Brandung heraus. Als Haupt der Heiligen Familie, als gesetzlicher Ehemann der jungfräulichen Gottesmutter Maria, als Pflegevater Jesu, als Patron der Kirche, als Schutz der Sterbenden und als Schrecken der Dämonen trotzt er allem Bösen. Sein Leben zeigt uns unerschütterliche Glaubenstreue, festes Gottvertrauen sowie liebende Großzügigkeit. Gerade heute brauchen wir sein Beispiel und seine Fürbitte, gerade heute müssen wir deshalb um einen festen Glauben bitten und uns der Gnade Gottes öffnen, die alles vermag. Gott hat uns alles gegeben und wird uns weiterhin alles geben, was wir brauchen, um selig zu werden.

Der große heilige Josef mag hier unser Vorbild sein. Er war im wahrsten Sinne des Wortes auch der „Mann der Situation“! Die größten Schwierigkeiten, denen die hl. Familie ausgesetzt war, hat er mit seinem Glauben, seinem Vertrauen und seiner Selbstlosigkeit gemeistert. Seine Tugenden können uns gerade heute Richtschnur und Hilfe sein. Beten wir mit großem Vertrauen zu ihm, damit Gott uns hilft.. Unter der Führung des heiligen Josef bleiben wir mit der Kirche eine Heilige Familie! Amen.