Deutsche, leicht gekürzte Fassung eines Textes von S. Em. Raymond
Leo Kardinal Burke vom 21. März
2020 (die englische Originalversion siehe www.cardinalburke.com)
Liebe Freunde,
Seit einiger Zeit kämpfen wir
gegen die Verbreitung des Coronavirus COVID-19. Nach allem, was wir sagen
können – und eine der Schwierigkeiten des Kampfes ist, dass noch so viel über
diese Pest unklar ist – , wird der Kampf noch einige Zeit andauern. Das Virus
ist besonders heimtückisch, denn es hat eine relativ lange Inkubationszeit –
manche sagen 14 Tage, manche sagen 20 Tage – und ist hoch ansteckend, viel
höher als andere Viren, die wir bisher erlebt haben.
Da ich in Italien lebe, wo die
Verbreitung des Coronavirus besonders tödlich ist, vor allem für ältere
Menschen und für diejenigen, die sich bereits in einem heiklen
Gesundheitszustand befinden, bin ich von der großen Sorgfalt erbaut, mit der
die Italiener sich und andere vor der Ansteckung schützen. Wie Sie vielleicht
schon gelesen haben, wird das Gesundheitssystem in Italien bei dem Versuch, die
notwendigen Krankenhausaufenthalte und Intensivbehandlungen für die am meisten
gefährdeten Menschen zu gewährleisten, auf eine harte Probe gestellt. Bitte beten
Sie für das italienische Volk und besonders für diejenigen, für die das
Coronavirus tödlich sein kann, ebenso für diejenigen, die mit ihrer Betreuung
betraut sind. Als Bürger der Vereinigten Staaten habe ich die Situation der
Ausbreitung des Coronavirus in meinem Heimatland verfolgt und weiß, dass die in
den Vereinigten Staaten lebenden Menschen immer mehr darauf bedacht sind, die
Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, damit sich eine Situation wie die in
Italien dort nicht wiederholt.
Die ganze Situation versetzt
uns sicherlich in eine tiefe Trauer und auch in Angst. Niemand will sich mit
der Krankheit, die mit dem Virus verbunden ist, anstecken oder jemand anderen
anstecken lassen. Wir wollen vor allem nicht, dass unsere geliebten alten
Menschen oder andere, die gesundheitlich angeschlagen sind, durch die
Verbreitung des Virus in Todesgefahr geraten. Um die Ausbreitung des Virus zu
bekämpfen, befinden wir uns alle in einer Art ‚Zwangsexerzitien‘, mit
Ausgangssperren, ohne die üblichen Zeichen der Zuneigung gegenüber der Familie
und den Freunden zeigen zu können. Für diejenigen, die sich in Quarantäne
befinden, ist die Isolation eindeutig noch schwerer, da sie mit niemandem
Kontakt haben dürfen, auch nicht aus der Distanz.
Als ob die mit dem Virus verbundene
Krankheit selbst nicht ausreichend wäre, um uns zu beunruhigen, dürfen wir vor
den wirtschaftlichen Verwüstungen, die die Verbreitung des Virus verursacht, nicht
die Augen schließen, ebenso wenig ihre schmerzlichen Auswirkungen auf
Einzelpersonen und Familien und auf diejenigen, die uns in unserem täglichen
Leben auf vielfältige Weise dienen. Natürlich können wir uns auch schwer gegen
Gedanken wehren, die die Möglichkeit einer noch größeren Verwüstung unter der
Bevölkerung in unseren Heimatländern und sogar in der Welt sorgenvoll in
Betracht ziehen.
Sicherlich ist es richtig,
dass wir alle natürlichen Mittel kennenlernen und einsetzen, um uns vor einer
Ansteckung zu schützen. Es ist ein grundlegender Akt der Nächstenliebe, mit
allen Mitteln zu verhindern, dass das Coronavirus sich durch uns verbreitet.
Die natürlichen Mittel zur Verhinderung der Verbreitung des Virus müssen jedoch
das respektieren, was wir zum Leben brauchen, zum Beispiel den Zugang zu
Nahrung, Wasser und Medikamenten. So sieht der Staat beispielsweise trotz immer
stärkerer Einschränkungen der Bewegungsfreiheit vor, dass der Einzelne den
Supermarkt und die Apotheke besuchen darf, wobei die Vorkehrungen zur sozialen
Distanzierung und zur Verwendung von Desinfektionsmitteln von allen Beteiligten
beachtet werden müssen.
Bei der Überlegung, was zum
Leben notwendig ist, dürfen wir nicht vergessen, dass unsere erste Überlegung
unsere Beziehung zu Gott ist. Wir erinnern uns an die Worte unseres Herrn im Johannesevangelium:
“Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird
ihn lieben, und wir kommen zu ihm und nehmen Wohnung bei ihm” (14, 23).
Christus ist der Herr der Natur und der Geschichte. Er ist nicht fern und
uninteressiert an uns und an der Welt. Er hat uns versprochen: “Ich bin
immer bei euch, bis zum Ende der Zeit” (Mt. 28,20). Im Kampf gegen das
Übel des Coronavirus ist unsere wirksamste Waffe daher unsere Beziehung zu
Christus durch Gebet und Buße, durch Andacht und heilige Anbetung. Wir wenden
uns an Christus, um uns von der Pest und von allem Übel zu befreien, und Er
antwortet uns immer mit reiner und selbstloser Liebe. Deshalb ist es für uns
von wesentlicher Bedeutung, dass wir jederzeit und v.a. in Krisenzeiten Zugang
zu unseren Kirchen und Kapellen, zu den Sakramenten und zu Andachten und
Gebeten haben.
So wie wir Lebensmittel und
Medikamente kaufen können, wobei wir darauf achten müssen, das Coronavirus
nicht zu verbreiten, so müssen wir auch in unseren Kirchen und Kapellen beten,
die Sakramente empfangen und uns an Andachten beteiligen können, damit wir
Gottes Nähe zu uns erfahren, ihm nahe bleiben und seine notwendige Hilfe
anrufen können. Ohne die Hilfe Gottes sind wir in der Tat verloren. Historisch
gesehen, haben sich die Gläubigen in Zeiten der Pest inbrünstig zum Gebet
versammelt und an Prozessionen teilgenommen. Tatsächlich gibt es in dem von
Papst Johannes XXIII. 1962 herausgegebenen Römischen Meßbuch besondere Texte
für die hl. Messe, die in Zeiten der Pest dargebracht werden soll, z.B. die
Votivmesse zur Befreiung vom Tod in Zeiten der Pest (Missae Votivae ad Diversa,
Nr. 23). Ebenso beten wir in der traditionellen Heiligenlitanei: “Herr,
erlöse uns von Pest, Hungersnot und Krieg.”
Oft, wenn wir uns in großem
Leid befinden und sogar dem Tod ins Auge sehen, fragen wir uns: “Wo ist
Gott? Aber die eigentliche Frage ist: “Wo sind wir?” Mit anderen
Worten: Gott ist mit Sicherheit bei uns, um uns zu helfen und uns zu retten,
besonders in der Zeit der schweren Prüfung oder des Todes, aber wir sind zu oft
weit von ihm entfernt, weil wir unsere völlige Abhängigkeit von ihm nicht
anerkennen und deshalb nicht täglich zu ihm beten und ihm unsere Anbetung
anbieten.
In diesen Tagen habe ich von
sehr vielen gläubigen Katholiken erfahren, die zutiefst betrübt und entmutigt
sind, dass sie nicht in der Lage sind, in ihren Kirchen und Kapellen zu beten
und anzubeten. Sie verstehen die Notwendigkeit, soziale Distanz zu wahren und
die anderen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, und sie werden diese umsichtigen
Praktiken befolgen, die sie in ihren Kirchen leicht genug praktizieren können.
Aber oft genug müssen sie das tiefe Leid akzeptieren, dass ihre Kirchen und
Kapellen geschlossen sind und ihnen kein Zugang zur Beichte und zur heiligsten
Eucharistie gewährt wird.
Im gleichen Licht kann ein
gläubiger Mensch das gegenwärtige Unglück, in dem wir uns befinden, nicht ansehen,
ohne auch erkennen zu müssen, wie weit unsere moderne Kultur von Gott entfernt
ist. Sie ist nicht nur gleichgültig gegenüber Seiner Gegenwart in unserer Mitte,
sondern auch offen rebellisch gegenüber Ihm und der guten Ordnung, mit der Er
uns geschaffen hat und uns im Sein erhält. Wir brauchen nur an die alltäglichen
gewalttätigen Angriffe auf das menschliche Leben hinsichtlich seiner
Geschlechtlichkeit, die Gott nach seinem Bild und Gleichnis gemacht hat (Gen
1,27), an Angriffe auf unschuldige und wehrlose Ungeborene und auf diejenigen,
die den ersten Anspruch auf unsere Fürsorge haben, d.h. an diejenigen, die an
schweren Krankheiten oder Behinderungen leiden, oder fortgeschrittenen Alters
sind. Wir sind täglich Zeugen der Verbreitung von Gewalt in einer Kultur, die
das menschliche Leben nicht respektiert.
Ebenso brauchen wir nur an den
allgegenwärtigen Angriff auf die Integrität der menschlichen Sexualität zu
denken, an unsere Identität als Mann oder Frau, unter dem Vorwand, für uns
selbst, oft unter Einsatz gewalttätiger Mittel, eine andere sexuelle Identität
als die uns von Gott gegebene zu definieren. Mit immer größerer Sorge erleben
wir die verheerenden Auswirkungen der so genannten “Gender-Theorie”
auf Einzelpersonen und Familien.
Auch innerhalb der Kirche sind
wir Zeugen eines Heidentums, das die Natur und die Erde anbetet. Es gibt
innerhalb der Kirche diejenigen, die die Erde als unsere Mutter bezeichnen, als
ob wir von der Erde kämen, und als ob die Erde unsere Rettung sei. Aber wir
kommen aus der Hand Gottes, des Schöpfers des Himmels und der Erde. In Gott
allein finden wir die Erlösung. Wir beten in den göttlich inspirierten Worten
des Psalmisten: “[Gott] allein ist mein Fels und mein Heil, meine Festung;
ich werde nicht erschüttert werden” (Ps. 62 [61], 6). Wir sehen, wie sich
das Glaubensleben selbst zunehmend säkularisiert und damit die Herrschaft
Christi, des menschgewordenen Gottessohnes, des Königs des Himmels und der
Erde, kompromittiert hat. Wir sind Zeugen so vieler anderer Übel, die sich aus
dem Götzendienst, aus der Anbetung unserer selbst und unserer Welt ergeben,
anstatt Gott, die Quelle allen Seins, anzubeten. Wir sehen traurig in uns selbst
die Wahrheit der inspirierten Worte des heiligen Paulus bezüglich der
“Gottlosigkeit und Bosheit der Menschen, die durch ihre Bosheit die
Wahrheit unterdrücken”: “Sie tauschten die Wahrheit über Gott gegen
eine Lüge aus und beteten das Geschöpf an und dienten ihm, anstatt dem
Schöpfer, der für immer gesegnet ist! (Röm. 1, 18. 25).
Viele, mit denen ich in
Verbindung stehe und die über die gegenwärtige weltweite Gesundheitskrise mit
all ihren Auswirkungen nachdenken, haben mir gegenüber die Hoffnung geäußert,
dass diese uns – als Einzelne, als Familien und als Gesellschaft – dazu führen
wird, unser Leben zu reformieren, uns Gott zuzuwenden, der uns sicher nahe und
unermesslich und unendlich in seiner Barmherzigkeit und Liebe zu uns ist. Es
steht außer Frage, dass große Übel wie die Pest eine Auswirkung der Erbsünde
und unserer tatsächlichen Sünden sind. Gott muss in Seiner Gerechtigkeit die
Unordnung, die die Sünde in unser Leben und in unsere Welt bringt, reparieren.
In der Tat erfüllt Er die Anforderungen der Gerechtigkeit durch Seine
überreiche Barmherzigkeit.
Gott hat uns nicht in dem
Chaos und Tod, die die Sünde in die Welt bringen, zurückgelassen, sondern hat
seinen eingeborenen Sohn, Jesus Christus, gesandt, damit er leidet, stirbt, von
den Toten aufersteht und in Herrlichkeit zu seiner Rechten aufsteigt, um immer
bei uns zu bleiben, uns von der Sünde zu reinigen und uns mit seiner Liebe zu
entzünden. In seiner Gerechtigkeit erkennt Gott unsere Sünden und die
Notwendigkeit ihrer Wiedergutmachung, während er gleichzeitig in seiner
Barmherzigkeit die Gnade der Umkehr und Wiedergutmachung über uns ausgießt. Der
Prophet Jeremiah betete: “Wir erkennen, Herr, unsere Bosheit, die Schuld
unserer Väter an, dass wir gegen dich gesündigt haben”, aber er setzt
seinem Gebet sofort hinzu: “Um deines Namens willen verachte uns nicht, lass
nicht in Unehre fallen deiner Herrlichkeit Thron; denke an deinen Bund mit uns
und breche ihn nicht” (Jer. 14,20-21).
Gott wendet sich nie von uns
ab; er wird niemals seinen Bund der treuen und beständigen Liebe mit uns
brechen, auch wenn wir so oft gleichgültig, kalt und untreu sind. Da das
gegenwärtige Leiden so viel Gleichgültigkeit, Kälte und Untreue unsererseits
aufdeckt, sind wir aufgerufen, uns an Gott zu wenden und um seine Gnade zu
bitten. Wir sind zuversichtlich, dass er uns erhört und uns mit seinen Gaben
der Barmherzigkeit, der Vergebung und des Friedens segnet. Wir verbinden unsere
Leiden mit der Passion und dem Tod Christi und vervollständigen so, wie der
heilige Paulus sagt, “das, was an den Leiden Christi fehlt, um seines
Leibes willen, d.h. der Kirche willen” (Kol. 1,24). Wenn wir in Christus
leben, kennen wir die Wahrheit des biblischen Gebets: “Die Rettung der
Gerechten kommt vom Herrn; er ist ihre Zuflucht in der Zeit der Not” (Ps.
37 [36], 39). In Christus hat Gott uns die Wahrheit, die im Gebet des
Psalmisten zum Ausdruck kommt, vollständig offenbart: “Barmherzigkeit und
Wahrheit sind einander begegnet; Gerechtigkeit und Frieden haben sich
geküsst” (Ps. 85 [84], 10).
In unserer völlig
säkularisierten Kultur gibt es die Tendenz, Gebet, Andacht und Anbetung wie
jede andere Aktivität zu betrachten, z.B. einen Kino- oder Fußballbesuch, der
nicht unbedingt notwendig ist und daher aufgehoben werden kann, um jede erdenkliche
Vorsichtsmaßnahme zu treffen, um die Ausbreitung einer tödlichen Seuche zu
verhindern. Aber das Gebet, die Andachten und der Gottesdienst, vor allem die
Beichte und die Heilige Messe, sind wesentlich, um gesund und geistlich stark
zu bleiben und um Gottes Hilfe in einer Zeit großer Gefahr für alle zu suchen.
Deshalb können wir nicht einfach die Entscheidungen weltlicher Regierungen
akzeptieren, die die Anbetung Gottes genauso behandeln wie den Besuch eines
Restaurants oder eines sportlichen Wettkampfs. Andernfalls werden die Menschen,
die bereits so sehr unter den Folgen der Pest leiden, jener objektiven
Begegnungen mit Gott beraubt, der in unserer Mitte ist, um Gesundheit und
Frieden wiederherzustellen.
Wir Bischöfe und Priester
müssen öffentlich die Notwendigkeit deutlich machen, dass Katholiken in ihren
Kirchen und Kapellen beten und anbeten und Gottes Segen für sein Volk erbitten,
das so sehr leidet. Wir müssen darauf bestehen, dass die Vorschriften des
Staates, auch zum Wohle des Staates, die besondere Bedeutung von Kirchen und
Gebetsstätten anerkennen, besonders in Zeiten nationaler und internationaler
Krisen. In der Vergangenheit haben die Regierungen in der Tat vor allem die
Bedeutung des Glaubens, des Gebets und der Anbetung des Volkes zur Überwindung
einer Seuche verstanden.
So wie wir einen Weg gefunden
haben, für Nahrung, Medizin und andere Lebensbedürfnisse während einer Zeit der
Ansteckung zu sorgen, ohne die Ausbreitung der Ansteckung unverantwortlich zu
riskieren, so können wir auf ähnliche Weise einen Weg finden, um für die
Bedürfnisse unseres geistlichen Lebens zu sorgen. Wir können mehr Gelegenheiten
für die hl. Messe und Andachten anbieten, an denen eine Reihe von Gläubigen
teilnehmen können, ohne die notwendigen Vorkehrungen gegen die Ausbreitung der
Ansteckung zu verletzen. Viele unserer Kirchen und Kapellen sind sehr groß. Sie
ermöglichen es einer Gruppe von Gläubigen, sich zum Gebet und zur Anbetung zu
versammeln, ohne die Erfordernisse der “sozialen Distanz” zu
verletzen. Der Beichtstuhl mit der traditionellen Trennwand ist in der Regel
mit einem dünnen, mit Desinfektionsmittel behandelbaren Schleier ausgestattet
oder kann, wenn nicht, leicht mit einem solchen ausgestattet werden, so dass
der Zugang zum Sakrament der Beichte ohne große Schwierigkeiten und ohne Gefahr
der Übertragung des Virus möglich ist. Wenn eine Kirche oder Kapelle nicht über
einen ausreichend großen Stab verfügt, um die Kirchenbänke und andere
Oberflächen regelmäßig zu desinfizieren, zweifle ich nicht daran, dass die
Gläubigen in Dankbarkeit für die Gaben der Heiligen Eucharistie, der Beichte
und der öffentlichen Andacht gerne helfen werden.
Auch wenn wir weiterhin, aus
welchen Gründen auch immer, keinen Zugang zu unseren Kirchen und Kapellen haben
sollten, müssen wir uns daran erinnern, dass unsere Häuser eine Erweiterung
unserer Pfarrei sind, eine kleine Kirche, in die wir Christus aus unserer
Begegnung mit ihm in der größeren Kirche bringen. Unsere Häuser sollen in
dieser Zeit der Krise die Wahrheit widerspiegeln, dass Christus in jedem
christlichen Haus zu Gast ist. Wenden wir uns ihm durch das Gebet, insbesondere
den Rosenkranz, und andere Andachten zu. Wenn das Bild des Heiligsten Herzens
Jesu zusammen mit dem Bild des Unbefleckten Herzens Mariens nicht bereits in
unserem Haus thront, wäre jetzt die Zeit dafür gekommen. Der Ort des
Herz-Jesu-Bildes ist für uns ein kleiner Altar zu Hause, an dem wir uns im
Bewusstsein der Tatsache, dass Christus durch die Ausgießung des Heiligen
Geistes in unseren Herzen wohnt, versammeln und unsere oft armen und sündigen
Herzen in Sein herrliches, durchbohrtes Herz legen – immer offen, um uns
aufzunehmen, uns von unseren Sünden zu heilen und uns mit göttlicher Liebe zu
erfüllen. Wenn Sie das Bild des Heiligsten Herzens Jesu inthronisieren möchten,
empfehle ich Ihnen die Anleitung zur Thronerhebung des Heiligsten Herzens Jesu,
die im Internet zu finden ist.
Denjenigen, die keinen Zugang
zur hl. Messe und zur hl. Kommunion haben, empfehle ich die andächtige Praxis
der geistlichen Kommunion. Wenn wir gut vorbereitet sind, die hl. Kommunion zu
empfangen, d.h. wenn wir uns im Zustand der Gnade befinden, uns keiner Todsünde
bewusst sind, die wir begangen haben und für die uns im Bußsakrament noch nicht
vergeben wurde, und den Wunsch haben, unseren Herrn in der hl. Kommunion zu
empfangen, aber nicht in der Lage sind, dies zu tun, vereinen wir uns geistlich
mit dem hl. Messopfer und beten mit den Worten des hl. Alphons von Liguori zu
unserem eucharistischen Herrn: “Da ich jetzt nicht in der Lage bin, Dich
sakramental zu empfangen, komm wenigstens geistlich in mein Herz. ” Die
geistliche Gemeinschaft ist ein schöner Ausdruck der Liebe zu unserem Herrn im
Allerheiligsten Sakrament. Sie wird es nicht versäumen, uns reiche Gnaden zu
bringen.
Gleichzeitig lädt uns die
Kirche, wenn wir uns bewusst sind, dass wir eine Todsünde begangen haben und
keinen Zugang zum Sakrament der Buße oder der Beichte haben, zu einem Akt
vollkommener Reue ein, d.h. zur Trauer um die Sünde, die “aus einer Liebe
entsteht, durch die Gott über alles geliebt wird”. Ein Akt vollkommener
Reue “erlangt die Vergebung der Todsünden, wenn er den festen Entschluss
enthält, so bald wie möglich zur sakramentalen Beichte zu gehen”
(Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1452). Ein Akt vollkommener Reue
disponiert unsere Seele für die geistliche Kommunion.
Am Ende arbeiten Glaube und
Vernunft, wie sie es immer tun, zusammen, um die angemessene und richtige
Lösung für eine schwierige Herausforderung zu finden. Wir müssen die Vernunft,
inspiriert vom Glauben, nutzen, um die richtige Art und Weise zu finden, wie
wir mit einer tödlichen Pandemie umgehen. Diese Art und Weise muss dem Gebet,
der Hingabe und der Anbetung, der Anrufung der Barmherzigkeit Gottes über sein
Volk, das so viel leidet und in Todesgefahr ist, Vorrang einräumen. Wir sind
nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen und erfreuen uns der Gaben des
Verstandes und des freien Willens. Mit diesen gottgegebenen Gaben, vereint mit
den ebenfalls gottgegebenen Gaben des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe,
werden wir unseren Weg in der gegenwärtigen Zeit der weltweiten Prüfung finden,
die die Ursache für so viel Trauer und Angst ist.
Wir können auf die Hilfe und
Fürsprache der großen Schar unserer himmlischen Freunde zählen, mit denen wir
in der Gemeinschaft der Heiligen eng verbunden sind. Die allerseligste Jungfrau
und Gottesmutter Maria, die heiligen Erzengel und Schutzengel, der hl. Joseph,
der wahre Bräutigam der Jungfrau Maria und Schutzpatron der Universalkirche,
der hl. Rochus, den wir in Zeiten einer Epidemie anrufen, und die anderen
Heiligen und Seligen, an die wir uns regelmäßig im Gebet wenden, sind an
unserer Seite. Sie leiten uns und versichern uns ständig, dass Gott unser Gebet
nie unerhört lassen wird; Er wird mit Seiner unermesslichen und unendlichen
Barmherzigkeit und Liebe antworten.
Liebe Freunde, ich biete Ihnen
diese wenigen Überlegungen an, in dem tiefen Bewusstsein, wie sehr Sie unter
dem pandemischen Coronavirus leiden. Ich hoffe, dass diese Überlegungen Ihnen helfen
können. Vor allem hoffe ich, dass sie Sie dazu inspirieren, sich im Gebet und
in der Anbetung an Gott zu wenden, jeder nach seinen Möglichkeiten, und so Seine
Heilung und Seinen Frieden zu erfahren. Darüber hinaus seien Sie gewiss, dass
ich mich täglich in meinem Gebet und Oper Ihrer Anliegen erinnere, insbesondere
bei der Darbringung des hl. Messopfers.
Ich bitte Sie, in Ihren
täglichen Gebeten auch an mich zu denken.
Ich verbleibe im Heiligsten
Herzen Jesu und im Unbefleckten Herzen Mariens und im reinsten Herzen des
heiligen Josef,
Ihr
Raymond Leo Kardinal Burke
21. März 2020
Fest des hl. Benedikt,
Abt