Predigt Msgr. Prof. Dr. Dr. Rudolf  Michael Schmitz am Gründonnerstag, dem 6. April 2023

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der heutige Abend beinhaltet das größte Glaubensgeheimnis, das wir hier auf Erden von Jesus Christus empfangen haben. Dieser feierliche Abend umfasst alle anderen Glaubensgeheimnisse, alles das, was der Herr uns hinterlassen hat, damit wir durch die Sakramente und Seine göttliche Offenbarung in den Himmel gelangen können.

Das Sakrament aber, das wir heute feiern, die heilige Eucharistie, ist der Mittelpunkt aller heiligen Mysterien. In seiner Enzyklika Mysterium fidei hat Papst Paul VI. schon 1965 gegen grassierende Irrtümer über die Eucharistie Folgendes gesagt: „Wenn die heilige Liturgie im Leben der Kirche den ersten Platz einnimmt, so ist das eucharistische Mysterium gleichsam das Herz und der Mittelpunkt der Liturgie. Weil es der Lebensquell ist, durch den gereinigt und gestärkt, wir nicht mehr für uns, sondern für Gott leben und untereinander geeint sind durch die engsten Bande der Liebe.“ Deswegen hat ein Theologe des 19. Jahrhunderts die heilige Eucharistie als den wirklichen Zusammenfassungspunkt aller Glaubensbekenntnisse bezeichnet: „Cogitanti exhibet integrum fidei christiani conspectum et synthesim“ „Dem denkenden Menschen öffnet [die heilige Eucharistie] einen Überblick des Glaubens, dessen Synthese sie bildet.“

I.

Zunächst erinnert uns die heilige Eucharistie daran, dass wir ohne die Gegenwart des Herrn alle verloren wären. Sie erinnert uns an den Fall unserer Voreltern und daran, dass wir, alle mit der Erbsünde geboren, die unseren Körper und Geist zeichnet, nicht nur durch die Taufe gereinigt werden, sondern, weil wir schwach bleiben, immer wieder gestärkt werden müssen durch die Gabe der Eucharistie, durch das Brot der Engel, durch die Gegenwart unseres Herrn Selbst. Ohne diese Gabe könnten wir dieses Leben nicht so führen, dass es uns zu Gott bringt. Ohne das Brot der Engel wären wir gleichsam jeden Tag dabei, geistlich zu verhungern. Wir wären elend und allein in einer Welt, die immer kälter wird. Die heilige Eucharistie ist in gewisser Weise die Fortsetzung der Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus. Der Herr ist in diese Welt gekommen, um uns von der Erbsünde zu erlösen. Der Herr ist in diese Welt gekommen, um Sühne zu leisten und sich um unseretwillen am Kreuz aufzuopfern.

II.

Die Menschwerdung und die Erscheinung des Herrn werden auf unseren Altären sakramental gegenwärtig. Denn, wie schon der heilige Ignatius von Antiochien im ersten Jahrhundert den Glauben der Kirche zusammengefasst hat: „Die heilige Eucharistie ist das Fleisch unseres Herrn, dasselbe Fleisch, das für uns am Kreuz aufgeopfert wurde und das der Vater auferstehen ließ.“ Wir sind von Gott nicht getrennt, sondern wir können ihn immer wieder in Seiner von Gott ganz verherrlichten Menschheit in unser Herz kommen lassen und uns mit Ihm vereinigen. So ist denn die heilige Eucharistie für uns das wirkliche und wirkmächtige Gedächtnis jenes einzigartigen Opfers, in dem der Herr Sein Fleisch für uns am Kreuz hingegeben hat. Jedes Mal, wenn die heilige Messe gefeiert wird, dann stehen wir alle unter dem Kreuz. Jedes Mal, wenn die heilige Eucharistie uns dargeboten wird, dann sehen wir den durchbohrten Leib unseres Herrn. Dann ist der Herr wiederum als Erlöser unter uns gegenwärtig und Sein Blut fließt über die ganze Welt. Jedes Mal, wenn die heilige Messe gefeiert wird, dann wird das große Geheimnis unserer Erlösung gegenwärtig.

III.

Der Herr offenbart sich uns in der heiligen Eucharistie daher als der Priester unserer Erlösung. Er ist in die Welt gekommen, weil er Priester sein wollte, Mittler zwischen uns und dem Vater, Mittler, der sich derjenigen annimmt, die verloren waren. Er gibt sich in einem einzigartigen priesterlichen Akt selbst als Opfer hin und macht dieses Opfer ist jedes Mal in der heiligen Eucharistie gegenwärtig. Seine Gegenwart wird uns nicht entzogen, sondern der gottmenschliche Priester des Erlösungsopfers öffnet uns in bleibender Weise sein Herz in der heiligen Eucharistie. Der ewige Hohepriester zeigt sich uns darin als der Priester des einen wahren Opfers und schenkt uns Seinen gegenwärtigen Leib jedes Mal dann, wenn die heilige Eucharistie gefeiert wird. Er hat gesagt: Das ist mein Leib, das ist der Kelch meines Blutes. Weil Jesus Christus als Gott und Mensch spricht, ist jeder Zweifel an der Gegenwart unseres Herrn ein Zweifel an der Allmacht Gottes. Daher muss sich jeder Priester, in dem das Priestertum des Herrn, das heute der Kirche geschenkt worden ist, durch die Kraft Christi fortlebt, der Würde des Opfers erinnern, dass er sakramental gegenwärtig setzt. Wer das Geheimnis der heiligen Eucharistie durch die Banalisierung der Liturgie verkleinert, verkleinert ebenso den Glauben an die Gottheit unseres Herrn und an das große Geheimnis unserer Erlösung, das sich vor unseren Augen in jeder heiligen Messe vollzieht. Wo die Liturgie würdig und feierlich vollzogen wird, öffnet sie uns die Augen des Glaubens.

                                                                        IV.

Daher ist die heilige Eucharistie auch auf die ganze Kirche geöffnet. In der heiligen Eucharistie ist die Kirche symbolisiert: Wie im Brot die vielen Körner geeint sind, so ist in der Gemeinschaft der Kirche durch Jesus Christus in der Eucharistie der ganze Leib, der mystische Leib der Kirche, dessen Haupt Jesus Christus Selbst ist, gegenwärtig und sichtbar. So sagt wieder Paul VI. in der Enzyklika Mysterium fidei: „Die ganze Kirche, die mit Christus zusammen das Amt des Priesters und Opfers ausübt, bringt das Messopfer dar und wird in Ihm auch selbst ganz dargebracht.“

Wenn wir heute die heilige Eucharistie am Gründonnerstag feiern, dann feiern wir sie nicht nur mit Jesus Christus und seinen Aposteln. Wir sind nicht nur gleichsam im Abendmahlssaal und vorausgenommen unter dem Kreuz, sondern wir stehen hier mit allen Priestern, allen Bischöfen und allen Päpsten der Welt, wir stehen hier mit den Engeln und Heiligen, mit der ganzen sichtbaren und unsichtbaren Kirche, und bringen der Heiligen Dreifaltigkeit den Leib unseres Herrn Jesus Christus zu Ehre und Opfer da. Deswegen die großartigen Zeremonien der Kirche, deswegen die Gesänge, die seit Jahrtausenden erklingen, deswegen die Ehrfurcht, mit der wir alle uns diesem Geheimnis nähern.

                                                                        V.

Wenn diese Ehrfurcht uns begleitet, werden wir durch die heilige Eucharistie auch darin bestärkt, was wir sind: Wir werden wir teilhaft an der Gottheit Jesu Christi. Wir werden daran erinnert, dass wir nicht mehr verloren sind, sondern dass wir durch die Gnade unseres Erlösers zu Adoptivkindern des Vaters im Himmel geworden sind. Wir werden in der heiligen Eucharistie an unsere einzigartige Würde als Christen erinnert. Deswegen sagt der heilige Paulus so deutlich in der Epistel des heutigen Abends, dass wir nicht unwürdig zutreten dürfen zu diesem Altar, auf dem sich der Herr Selbst opfert. Wir müssen, unserer Würde als Kinder Gottes bewusst, uns vorbereiten auf die heilige Eucharistie. Jetzt durch eine gute Osterbeichte, aber immer dadurch, dass wir unser Herz befreien von aller Sünde und Schuld, dass wir bereuen, oft in unsere Schwächen zurückzufallen. Wir dürfen uns bewusstwerden, dass wir gleich, wenn wir die heilige Kommunion empfangen, als Kinder des einen Vaters Tempel werden des Heiligen Geistes und der Herr Selbst in uns wohnt.

VI.

Deswegen werden wir in der heiligen Eucharistie auch auf besondere Weise mit der Gottesmutter vereint. Denn die Gottesmutter ist zuerst eine eucharistische Monstranz gewesen, in der und durch die die Eucharistie und das Opfer Jesu Christi möglich wurden. So heißt es wieder mit der schon zitierten Enzyklika: „Die allerseligste Jungfrau Maria, von der Christus, der Herr, jenes Fleisch annahm, das in diesem Sakrament unter den Gestalten von Brot und Wein enthalten ist, dargebracht und genossen wird, ist jedem, der sich der heiligen Eucharistie nähert und würdig vorbereitet ist, ganz besonders nahe als Mutter des eucharistischen Herrn.“ Es ist die Gottesmutter, die uns lehrt, den eucharistischen Herrn zu lieben und in seiner Gegenwart zu leben.

VII.

Wir können durch diesen Überblick über die Geheimnisse des Glaubens, die uns in der heiligen Eucharistie entgegentreten, auch verstehen, warum die heilige Eucharistie der Anfang jeder endgültigen Anbetung ist, für die wir alle geschaffen sind: Wir müssen immer etwas lieben. Wir müssen immer uns nach etwas sehen. Unser Herz ist hier niemals ruhig, weil wir die endgültige Liebe und Erfüllung dieser Sehnsucht nicht gefunden haben. Die heilige Eucharistie aber ist gleichsam das Unterpfand des Versprechens Gottes, dass wir die Erfüllung unserer Sehnsucht finden können. Die heilige Eucharistie ist das Unterpfand Seiner nicht endenden Liebe. Daher wird sie von uns angebetet und seit den Anfängen der Christenheit ehrfürchtig bewahrt und verehrt. Schon der heilige Augustinus sagt: „Nemo illam carnem manducat, nisi prius adoraverit.“ „Niemand wage dieses Fleisch zu essen, wenn er es nicht vorher angebetet hat.“

Die ganze heilige Liturgie der Kirche ist eine ständige, großartige Anbetung des gegenwärtigen Mysteriums des Erlöserpriesters in der heiligen Eucharistie. Wenn wir deswegen hier in Engelport die Anbetung mit unseren Schwestern besonders pflegen, wenn die heilige Kirche das gläubige Volk immer aufgefordert hat, den Herrn anzubeten, dann deswegen, weil die heilige Eucharistie für uns ein offenes Fenster zum Himmel ist; weil wir darin sehen können, dass der Herr gegenwärtig ist, mitten in der Traurigkeit unserer Zeit; weil Er uns damit eine Hoffnung gibt, die in keiner Not aufhören wird, wenn unsere Anbetung treu bleibt und wir als eucharistische Christen dem Herrn Ehrfurcht und Liebe darbieten. Die heilige Eucharistie ist das Unterpfand jener Glorie, für die jeder von uns als Kind Gottes geschaffen ist.  

Aus diesem Grund haben die Kirchenväter dieses großartige Sakrament, das so viele Glaubensgeheimnisse umfasst und das in seiner Größe von niemandem völlig erklärt werden kann, mit dem Baum des Paradieses verglichen. Die heilige Eucharistie, die wir heute feiern, der Herr, unter uns gegenwärtig als der geopferte Gottmensch, ist jener Baum des Paradieses, der mitten in der Kirche wächst ist, der immer blüht! Was auch sonst in der Kirche vorgehen sollte: Hier ist das Heil, hier ist das große Geheimnis, hier ist das Unterpfand der Ewigkeit. Am heutigen Abend der Feier der Einsetzung der Eucharistie und des Priestertums wollen wir daher mit großer Demut dieses zentrale Geheimnis unseres Glaubens verehren und Gott von ganzem Herzen danken, dass Er uns nicht allein gelassen hat, sondern dass Er im Altarssakrament und im Priestertum der Kirche durch Seine große Liebe immer gegenwärtig ist für jeden von uns. Amen.

Predigt von Msgr. Prof. Dr. Dr. Rudolf Michael Schmitz am Aschermittwoch, dem 21. Februar 2023

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Was ist der Mensch ohne Gott? Der hl. Johannes vom Kreuz gibt eine eindeutige Antwort: nada de nada, gar nichts: Der Mensch ohne Gott ist gar nichts! Das gilt schon auf der natürlichen Ebene. Denn wenn uns Gott nicht geschaffen hätte, wenn wir nicht ganz von Ihm getragen würden, wenn Er nicht in jedem Moment für uns sorgen würde, dann würden wir vergehen wie nichts. Die Menschen, ja ganze Völker, so sagt die Heilige Schrift, sind wie ein „Tropfen am Eimer“ (Is 40, 15). Wir sind wie das Gras auf dem Feld, das am Morgen blüht und am Abend verwelkt (vgl. Ps 90, 5-6; auch Mt 6, 30; Lk 12, 28). Ohne Gott, den Schöpfer, der uns unsere Existenz gegeben hat, wären wir niemals aus dem Nichts hervorgetreten und ohne Ihn könnten wir uns keinen Augenblick in diesem Leben halten.

Doch selbst mit Gott haben wir durch die Sündhaftigkeit unserer Voreltern mitverschuldet, dass unser Leben nichts ist. Kaum hat es begonnen, dann endet es schon. Wer älter wird, muss jeden Moment an den Tod denken. Auch die, die jünger sind, wissen, dass ihr Leben kaum mehr als 70 oder 80 Jahre betragen wird, heute vielleicht 90, aber dass alles schnell vergeht, so schnell, dass wir oft sagen: Die Zeit eilt davon, tempus fugit. Kaum, dass wir geboren sind, müssen wir schon sterben. Ein bekannter deutscher Philosoph hat sogar bemerkt: „Das Leben ist die Krankheit zum Tode.“

Darüber hinaus ist unser Leben sehr zerbrechlich. Eine kleine Krankheit wirft uns nieder, ein geplatztes Blutgefäß in unserem Kopf kann uns ganz hilflos machen, wir sind in jedem Moment unseres Lebens von Krankheit, Unfall, von vielen unguten Dingen bedroht, die wir weder ganz vorauswissen können und die uns niemals wirklich vorbereitet treffen. Der Mensch ist trotz allen Fortschritts in Technik und Medizin immer gefährdet.

Schließlich wissen wir alle, was uns die Kirche heute deutlich vor Augen führt: „Bedenke o Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.“ Unser Leben wird sicher mit dem Tod enden. Wir kennen nicht die Stunde, aber wir wissen: Es geht zu Ende und bald zu Ende. Selbst diejenigen, die sich vielleicht jetzt noch blühender Jugend erfreuen und guter Gesundheit, können morgen schon erfahren, dass sie nichts sind als Staub. Schon auf der natürlichen Ebene also sind wir ganz von der Güte und der Barmherzigkeit Gottes abhängig, sonst wären wir „nada de nada“, gar nichts.

Das gilt noch mehr, wenn wir auf übernatürliche Ebene blicken, auf jene Wirklichkeit, die mit der Gnade Gottes zu tun hat. Wir alle sind getauft, wir alle sind gefirmt, wir alle bemühen uns um ein christliches Leben. Aber wir könnten das nicht aus eigener Kraft: Gott hat uns erwählt! Er hat uns auserwählt und geliebt, noch bevor wir von unseren Eltern gekannt waren. Unsere Namen sind, so dürfen wir hoffen und beten, im Buch der Vorherbestimmung verzeichnet. Wir sind von Gott und Seiner Gnade dazu bestimmt, einst, wenn wir Seinen Willen getan und unsere Sünden bereut haben, einzugehen in das ewige Leben mit Ihm.

Das aber sind alles Geschenke. Wir können nicht einmal die Gnade der Barmherzigkeit in der Todesstunde verdienen. Wenn wir in der Todesstunde unserem Glauben an Jesus Christus treu bleiben, so lehrt die Kirche, dann ist das ein Gnadengeschenk. Allein können wir gar nichts. Wenn nicht Gott da wäre, um uns von den Nachstellungen des Teufels zu bewahren und uns ständig mit seiner Gnade zu beschenken, wären wir im geistlichen Bereich ebenso verletzlich wie im natürlichen.

Gott hat uns nach seinem Abbild geschaffen, „nur wenig geringer als einen Gott“ (Ps 8, 6) und uns die Herrschaft über die Wesen dieser Welt geschenkt (Gen, 1, 26 ff.). Er hat uns aus reiner Güte aus dem Nichts emporgehoben. Er hat uns nicht nur die leibliche Natur geschenkt, sondern Er hat uns unser Leben verliehen, damit wir zeigen können, ob wir Seinen Willen tun wollen. Aber alles hängt dennoch von Ihm ab. Er schenkt uns jeden Tag neue Gnaden: die Gnaden der Bekehrung, die Gnaden des Gebetes, die Gnaden des Glaubens, die Gnaden der Gottes- und Nächstenliebe. Wir könnten niemanden lieben mit jener Liebe, die zum Heil notwendig ist, wenn Er uns nicht zur Seite stünde und uns in unserer Schwachheit jeden Moment mit der Gnade beschenkte.

Deswegen erinnert uns die Kirche heute eindringlich daran, dass wir Staub sind, dass wir uns vor dem Herrn niederwerfen müssen in unserem eigenen, sündigen Elend. Gleichzeitig zeigt sie uns, dass Gott uns sicher erheben kann, dass Er uns viele Gaben geschenkt hat, dass wir deswegen durch Seine Liebe, Seine Gnade und Seine Güte wertvoll sind in Seinen Augen. Aber nicht aus unserer eigenen Kraft, nicht, weil wir ohne Seine Gnade etwas verdienen könnten, nicht, weil wir uns unserer persönlichen Größe rühmen dürfen. Wie der hl. Paulus sagt: Gott „aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt“ (Phil 4,13).

Denken wir also am Beginn dieser hl. Fastenzeit daran, dass wir ohne Gott gar nichts sind und gar nichts haben. Versuchen wir in diesen vier Wochen dadurch, dass wir fasten und Almosen geben, uns immer daran zu erinnern, dass alles, was wir sind und haben, Gottes freies Gnadengeschenk ist. Versuchen wir auf diese Weise, Gott wieder zum Mittelpunkt unseres Lebens zu machen und anzuerkennen, dass alles nur von Ihm stammt. Er lädt uns ein, weil Er uns liebt, als Seine Kinder mit Seiner Gnade mitzuwirken. Sind wir Ihm unendlich dankbar, dass Er uns erwählt hat. Und beginnen wir diese heilige Fastenzeit mit dem Wunsch, Seiner Gnade gerecht zu werden, Ihm zu dienen, unser Leben Ihm ganz zu unterwerfen und dadurch aus unserem Nichts in Seine Herrlichkeit zu gelangen. Amen.

Predigt von Msgr. Prof. Dr. Dr. Rudolf Michael Schmitz am 5. März 2023, dem 2. Fastensonntag

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der schaut aber verklärt drein! Wenn man das von jemandem sagt, dann ist es nicht gerade ein Kompliment. Man möchte damit sagen, dass er ein bisschen abgehoben ist, dass er nicht wirklich in der Realität seinen Platz findet, vielleicht sogar, dass er ein kleines bisschen getrunken hat; jedenfalls ist er weit von dem entfernt, was wir die Wirklichkeit nennen und vielleicht sogar ein Träumer.

Das aber hat nichts mit der Verklärung unseres Herrn zu tun! Der Herr, wie wir gerade gehört haben, sieht tatsächlich verklärt aus, aber diese Verklärung bringt Ihn nicht weg von der Wirklichkeit, sondern lässt die eigentliche, göttliche Wirklichkeit in Ihm nach außen sichtbar werden, sodass Er klar und leuchtend erscheint und Seine Kleider weiß wie Schnee. Diese Verklärung offenbart das wahre Sein des Herrn, der ganz Mensch ist, sodass Ihn niemand zunächst als den Sohn Gottes erkennen kann, aber auch ganz Gott, was in diesem Moment sichtbar wird.

Trotzdem können wir fragen: Was hat das mit uns zu tun? Ist es nicht immer noch abgehoben, ist es nicht immer noch fern von unserer Alltäglichkeit? Solchen Fragen zeugen von wenig Verständnis für die Wirklichkeit des Christen, denn diese umfasst die Verklärung durch die Gnade: Auch wir sind nämlich anfanghaft verklärt! Wir bleiben Menschen, aber wir haben das Geschenk der Teilhabe an der göttlichen Natur erhalten und zwar durch das übernatürliche Geschehen der Rechtfertigung, wie die Kirche die göttliche Rettung des Sünders nennt.

Die Rechtfertigung, so lehrt das Konzil von Trient, ist die Versetzung aus dem Zustand der Sünde, in den jeder Mensch durch die Sünde des ersten Adam hineingeboren wird, in den Zustand der Gnade und Gotteskindschaft durch die Verdienste des zweiten Adam Jesus Christus, unseres Erlösers. Wir alle sind im Moment der Taufe gerechtfertigt worden. Wenn der Priester dem Kind das Wasser über die Stirn laufen lässt und den Namen des Dreifaltigen Gottes über es anruft, wird Gott selbst in diesem Kind rechtfertigend tätig und die verklärende Gnade der Gotteskindschaft im Zeichen der Taufe sichtbar.

Diese anfanghafte Verklärung, die Rechtfertigung und Begnadung, die in der Taufe mit uns allen vor sich gegangen ist, hat zwei Hauptelemente: Zunächst einmal wird die Erbsünde weggenommen und unsere Natur gereinigt. Dazu wird uns noch die heiligmachende Gnade mit dem Geschenk der Gotteskindschaft verliehen. Im zweiten Petrusbrief heißt es, wir werden θείας κοινωνοὶ φύσεως, divinae consortes naturae (2 Petr 1, 4), wir werden teilhaft der göttlichen Natur. Wir stehen nicht mehr als Sünder vor Gott, weil die Sünde ganz weggenommen und nicht nur zugedeckt wurde. Zusätzlich werden wir innerlich erneuert, wir erhalten eine innere Kraft, die uns ermöglicht, von nun an als Gotteskinder zu leben, von nun an anfanghaft innerlich verklärt zu sein, von nun an als Menschen an der Natur Gottes teilzuhaben, die uns ein ganz neues Leben gibt.

Das bewirken wir nicht selbst, es ist nicht das Ergebnis einer äußerlichen moralischen Anstrengung, nichts, das wir in irgendeiner Weise selbst hervorrufen könnten. Die Rechtfertigung ist das Tun des barmherzigen Gottes an uns, durch das uns die Verdienste Jesu Christi am Kreuz erlösend erreichen. Gott selbst stellt dadurch in uns Seine Ehre wieder her, er erneuert sein Bild in uns und eröffnet uns damit den Weg zum ewigen Leben. Das ist der Grund, warum die Rechtfertigung notwendig ist, denn ohne gerechtfertigt zu sein, können wir nicht in der Ewigkeit vor Ihm stehen und Ihn preisen. Die Verdienste Jesu Chrisi sind es, die dieses Wunder der anfanghaften Verklärung in uns bewirken, und es ist die Barmherzigkeit Gottes, die ohne Ansehung unserer Verdienste uns dieses Geschenk gibt, damit wir in dem leben können, was uns geschenkt worden ist, nämlich in der innerlichen Heiligkeit der Gnade und in der Gotteskindschaft, die die Einwohnung des hl. Geistes in unserer Seele mit sich bringt.

Die heiligmachende Gnade wirkt innerlich und verändert unser Sein. Die Rechtfertigung, durch den Heiligen Geist in uns bewirkt, ist also nicht etwas Äußerliches, das nur moralisch für uns einen Wert hat. Gott ist nicht nur wie ein Gesetzgeber, der von außen Lehren und Vorschriften erlässt, sondern Er ist auch wie ein Arzt, der uns als gesundmachende Medizin die innere Kraft gibt, die uns von der Sünde heilt und zum guten Handeln innerlich befähigt. Die heiligmachende Gnade ist jenes Element göttlicher Stärke, das uns ermöglicht, das zu tun, was Er zu unserem Heil will. Gott gebietet nicht nur und lässt uns dann allein, sondern Er schenkt uns jene Gabe, mit der wir tun können, was Seines Willens ist.

Diese heiligmachende Gnade ist eine bleibende Kraft in uns. Die Theologie nennt sie einen habitus entitativus, eine in unserem innersten Sein wirkende dauernde Kraft, die uns nicht mehr verlässt, solange wir grundsätzlich mit Gottes Willen in Übereinstimmung leben und keine Todsünde begehen. Sie wird jedesmal gestärkt, wenn wir zur Beichte gehen, und sie wird uns wieder neu geschenkt, wenn wir nach einem schweren Fall Buße tun und in der heiligen Beichte von Herzen bereuen, was wir getan haben. Die Gnade der Rechtfertigung zusammen mit der bleibenden Gnade der Heiligung gibt uns die Stärke, als Christen zu leben. Deswegen sagt der Apostel Paulus so deutlich: „Gottes Wille ist eure Heiligung“ (1 Tim 4, 3). Dieser Heiligungswille Gottes wird uns nicht nur von außen angetragen, sondern erneuert uns innerlich durch die Macht der von ihm ausgehenden Gnade. Die Gnade stärkt unseren eigenen Willen und gibt uns die tatsächliche Möglichkeit zu tun, was Gott will.

Jeder von uns hat diese anfanghafte Verklärung durch die Teilnahme an der göttlichen Natur erhalten. Jeder von uns darf hoffen, wenn er christlich lebt, das Geschenk der heiligmachenden Gnade immer in sich zu tragen, jeder von uns darf im Vertrauen auf diese Gnade, die uns durch den Glauben an Christus geschenkt und durch die Taufe vermittelt wird, wissen, dass er geheiligt ist. Nicht aus eigener Kraft, nicht aus eigener Anstrengung allein: Mit der geschenkten Gnade müssen wir wohl immer mitarbeiten, doch die Gnade geht allem unserem Tun voraus und begleitet uns auf dem Weg, den sie vollendet. Wir sind niemals allein. Die Kraft Gottes bleibt in uns. Der göttliche Arzt bleibt an unserer Seite und gibt uns von Neuem Seine heiligmachende Medizin, wenn wir durch die Sakramente der Kirche darum bitten.

Deswegen schauen wir nicht verklärt, weit von der Wirklichkeit entfernt, sondern wir sind verklärt, durch die Wirklichkeit Gottes in uns. Jeder von uns kann sicher sein, dass er in der Taufe heilig geworden ist, und seine ganze Aufgabe ist es nun, diese Heiligkeit zu leben und allen zu zeigen, ebenso wie der Herr seine göttliche Wirklichkeit in der Verklärung offenbart. Was wir Gutes tun, geschieht immer mit der Kraft Gottes und aus dieser heraus. Wenn wir es mit ganzem Herzen tun und die uns angebotene Hand der Gnade annehmen, dann wird diese Heiligkeit nach außen sichtbar und alle werden sehen, dass wir schon anfanghaft verklärt sind, und mit Christus in der Heiligkeit, die Gott allein schenkt, für das ewige Leben erwählt. Amen.

Predigt Msgr. Prof. Dr. Dr. Rudolf Michael Schmitz am Palmsonntag, dem 10. April 2022

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Ein Missverständnis, sogar ein sehr gefährliches Missverständnis hat Gott am Palmsonntag dazu benutzt, Seine Großtaten zu verkünden und uns allen zu zeigen, wer Christus Jesus wirklich ist.

Weil nämlich eine große Zahl der Juden nicht etwa den göttlichen Messias erwarteten, sondern einen innerweltlichen Herrscher, einen neuen König, der sie aus der Hand der Römer befreien sollte,  sind die meisten von ihnen Jesus mit Palmzweigen entgegengegangen und haben ihn als König begrüßt. Sie riefen dabei mit lauter Stimme: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“ (Jo 12, 12). Selbst die Apostel wussten nicht genau, was diese Szene bedeutete. Der heilige Johannes sagt im zwölften Kapitel seines Evangeliums, dass sie erst nach der Auferstehung des Herrn begriffen haben, warum er auf einem Eselsfüllen in die Stadt hereingeritten war (Jo, 12, 16). Die anderen haben nichts begriffen, die Apostel haben nur wenig geahnt. Eine kleine Gruppe von Gerechten aber, allen voran die Gottesmutter, hat gewusst, dass der Einzug des Messias in seine Stadt der Anfang der endgültigen Erlösung für die Ewigkeit sein sollte.

So müssen auch wir uns entscheiden: Wollen wir unser Heil von der Welt erwarten? Glauben wir, dass irgendeine Regierung, dass irgendein Herrscher, dass irgendjemand, der in dieser Welt Macht hat, diese Welt zu einem Reich des Friedens machen kann? Zu einer krankheitsfreien Stätte, zu einem Platz voller Harmonie, wo die Menschen sich einander nur Gutes tun? Ein Blick in die Geschichte zeigt uns, dass das nicht möglich ist. Wenn wir auf das innerweltliche Heil hoffen, dann können wir lange warten und wir werden genauso enttäuscht werden wie die meisten Juden der damaligen Zeit, die noch immer auf ihren weltlichen König warten müssen.

Wir wollen uns deswegen zu der kleinen Gruppe der Gerechten, allen voran der Gottesmutter, gesellen. Wir wollen erkennen, dass wahr ist, was der Herr selber gesagt hat: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“ (Jo 18, 36). Das Reich unseres Königs nicht von dieser Welt, denn der Herrscher dieser Welt ist der Satan, der die Herzen der Menschen verblendet (2 Kor 4, 4). Sie erwarten alles von dieser Welt. Wir aber können hier nie endgültigen Frieden, bleibende Gesundheit, ewiges Glück und eine Existenz ohne Tod, Kreuz und Leid erwarten. Wir müssen vielmehr wissen, dass unser Glaube uns auf die Zukunft ausrichtet! Der Herr uns zwar das Heil gebracht und Sein Reich besteht anfanghaft schon in der Kirche, aber wir preisen Ihn als unseren König, weil Er der vor allem König der kommenden Herrlichkeit ist, der König, der uns in der Ewigkeit endgültig von Krieg, Tod und Leid erlösen wird.

Deswegen müssen wir die Worte der Gottesmutter von Fatima ernst nehmen. Der Heilige Vater hat soeben Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht. Die Gottesmutter hat in Fatima gesagt, dass darauf ihr Triumph folgen wird, aber nicht ohne viel Leid und ohne große Kreuze, die vorher die Welt und unsere Gesellschaft belasten werden.

Sind wir also nicht dumm und kurzsichtig wie die Menschen, die damals in Jerusalem einen König wollten, weil sie von ihm das weltliche Heil erwarteten. Wissen wir vielmehr, dass jeder von uns auf die eine oder andere Weise das Kreuz des Herrn in dieser Zeit mittragen muss. Bereiten wir uns auf die Kreuze vor, die kommen werden. Aber sind wir auch sicher, eben weil unser Herr kein weltlicher Herrscher ist und keine leeren Versprechungen für das Diesseits macht, dass Sein ewiges Heil schließlich kommen wird.

Auch in der Kirche dieser Zeit wird eines Tages das Herz der Gottesmutter triumphieren, wenn wir treu bleiben und Christus immer als den wirklichen Priesterkönig, den Mittler und Messias für Zeit und Ewigkeit verehren. Dann werden wir endgültige Freiheit, Gesundheit und Glück nicht in dieser Welt erwarten, sondern Ihm treu bleiben in Kreuz und Leid und Tod. Nur so können wir wie die Gerechten, die Ihm in Jerusalem entgegengegangen sind, in einem guten Geist und wahrer Hoffnung mit der ganzen Kirche rufen: „Hosanna, Filio David! Preis Dir, Sohn Davids, hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Christus allein ist der wirkliche König, der uns das tatsächliche, ewige und endgültige Heil bringen wird. Amen.

Predigt Msgr. Prof. Dr. Dr. Rudolf Michael Schmitz am 27. Februar 2022 (Sonntag Quinquagesima)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Angesichts eines Krieges, der sich auszubreiten droht, von der Liebe zu sprechen, ist vielleicht naiv. Haben wir nicht schon zu viel von der Liebe gehört? Hat die Rede von der Nächstenliebe nicht schon über Gebühr den Platz aller anderen Glaubensinhalte eingenommen? Warum sollen wir von Neuem und schon wieder von der Liebe sprechen?

Der heilige Paulus sagt uns eindeutig, dass wir nie genug von der Liebe reden: Die Liebe ist das Entscheidende in unserem christlichen Leben: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei, doch die größte unter ihnen ist die Liebe.“ (1 Kor 13, 13).

Die Liebe aber scheint auch jene Tugend zu sein, über die die meisten Missverständnisse herrschen. Manche identifizieren die Liebe mit der fleischlichen Lust. Andere glauben, dass die Liebe nichts anderes ist als eine Konsequenz unseres Selbsterhaltungstriebes, mit dem wir andere und uns selbst lieben, damit das Menschengeschlecht überleben kann. Wieder andere identifizieren die Liebe mit dem Gefühl, also mit dem, was wir im Herzen als Menschen einem anderen Menschen gegenüber empfinden, wenn wir glauben, ihn zu lieben. Dabei wird die Liebe ebenso oft mit der Leidenschaft verwechselt. Das alles sind Aspekte der Liebe, die im menschlichen Leben vorkommen können, zusammen oder getrennt voneinander. Doch wenn wir wirklich wissen wollen, wovon der heilige Paulus spricht und was das Wichtigste in unserem Leben ist, dann dürfen wir nicht mit menschlichen Definitionen der Liebe beginnen.

Zum richtigen Verständnis des Glaubens müssen wir wie immer von oben beginnen. Daher müssen wir zuerst die Gottesliebe betrachten. Dabei ist es ganz entscheidend zu sehen, dass diese Liebe auch als Tugend in unsere Herzen eingegossen ist, also nicht von uns hervorgerufen wird. Gott, so wissen wir aus der Offenbarung, hat uns zuerst geliebt (1 Jo 4, 19). Die Gottesliebe, die höchste Form der Liebe, ist zuallererst eine Bewegung des allmächtigen, dreifaltigen, liebenden Gottes auf die Menschheit zu. Er hat uns nicht nur aus dieser für uns im letzten unverständlich-selbstlosen Liebe heraus geschaffen und aus dem Nichts gerufen. Er hat uns dann auch mit dieser Liebe umgeben, für uns gesorgt, uns gezeigt, wie wir handeln sollen, um in Seinen Augen wohlgefällig zu sein. Als wir uns undankbar von dieser Liebe weggewandt hatten, war Seine Liebe so groß, dass Er uns wieder zuerst geliebt hat, dass Er uns retten wollte, dass Er als Zeichen Seiner Liebe selbst in diese Welt gekommen ist, dass Er dazu Seinen Sohn gesandt hat und dieser aus reiner Opferliebe am Kreuz zu unserem Heil gestorben ist. Nur dann können wir die Liebe und das Liebesgebot richtig und in seiner ganzen Tiefe verstehen, wenn wir sehen, dass alle Liebe, die diesen Namen verdient, eine Gnade Gottes ist und zuerst von Gott ausgeht.

So ist auch unsere Liebe nicht zunächst Gefühl. Sicherlich kann Gott uns Gefühlsgnaden schenken, damit auch unser Herz für ihn wie erwärmt ist und wir etwas spüren, wenn wir Akte der Gottesliebe setzen. Das tut Er vor allen Dingen am Anfang des Glaubens. So hilft er nicht selten jungen Menschen. Das kann er auch tun, wenn wir Glaubenszweifel haben und unser kleiner Verstand sich gegen Seinen Willen sträubt. So sagt Blaise Pascal in seinen Pensée nicht zu Unrecht: „Das Herz hat seine Gründe, welche die Vernunft nicht kennt; man fühlt es auf tausenderlei Weise.“ Gott schenkt uns die Gefühlsliebe Ihm gegenüber, damit es uns leichter fällt, Ihn mit ganzem Herzen zu lieben. Das aber ist nur eine Hilfe Gottes von oben. Die Kirche unterstützt sie mit vielen zu Herzen gehenden Frömmigkeitsformen. Alle diese Herzenshilfen aber sind nicht der Kern der Liebe.

Die Liebe, die Gott in unser Herz gegossen hat, ist ein Geschenk der Gnade. Wir alle, die wir hier versammelt sind, haben dieses Geschenk empfangen. Es ist eine Gnade, die im Moment der heiligen Taufe in unsere Seele eingegossen wird. Deswegen brauchen wir als Getaufte die Liebe Gottes nicht zu schaffen. Wir haben sie bereits erhalten. Sie ist in unseren Herzen. Sie ist ein Geschenk, das wir nur durch die Todsünde verlieren, aber das wir durch die lässlichen Sünden kälter und kleiner machen können. Die göttliche Liebe will jedoch in unseren Herzen bleiben, und wie der heilige Franz von Sales immer wieder sagt, ist es unsere einzige Aufgabe, die Hindernisse für diese Gottesliebe, die uns schon gegeben ist, auszuräumen und diese Liebe in unserem Leben zu verwirklichen.

Deswegen ist die Gottesliebe nicht ein vorübergehendes Gefühl à la Hollywood, sondern sie hat ihren Sitz im Willen. Sie ist zunächst eine Entscheidung des göttlichen Liebenswillens, uns Seine Liebe im Sakrament der Taufe zu schenken. Danach bedarf es unserer gewollten Liebesantwort, die aus dem Glauben kommt, um diese Liebe zu leben, das Geschenk lebendig zu machen, das Feuer, das in unserem Herzen brennt, sichtbar und wärmend werden zu lassen. Die wahre Gottesliebe ist von uns aus gesehen ist nichts anderes als ein vollkommenes Ja unseres Willens zu Gott, zu Seiner Allmacht und Größe, zu Seinem göttlichen Willen, zu Seinen Geboten und damit zu Seinem Erlösungswerk durch Christus und die Kirche. Wenn Gott zu unserer Heiligung Prüfungen, Krankheiten und Sorgen zulässt, so ist es die Gottesliebe, mit der wir diese Kreuze annehmen können. Mit unserem ganzen Sein sollen wir Ja sagen zu Gott und allem, was er uns sendet: „Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ (Dt 6,6).  Diese Liebe hat Gott selbst in der Taufe in unsere Seele gelegt, damit wir Ihn lieben können!

Der Gottesliebe folgt die Nächstenliebe. Der Herr selbst lehrt uns das in feierlicher Form: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Mk 12, 29-31).  Wie die Gottesliebe ist auch die Nächstenliebe, die aus der Gottesliebe hervorgeht und nicht ohne sie ganz gelebt werden kann, eine Art der Freundschaft. Gott hat uns seine Freundschaft geschenkt, damit wir seine Freunde sein können. Diese besondere Freundschaft können wir in der Gottesliebe nicht nur leben, wir können sie in der Nächstenliebe ebenso anderen weitergeben.

Deswegen ist auch die eheliche Liebe, die eine besonders erhöhte Form der Nächstenliebe darstellt, nicht in erster Linie Gefühl. Natürlich wird das Gefühl helfen, die eheliche Liebe zu leben, aber diese Liebe ruht im letzten auf der liebenden Treue des Willens: Treue zum Gebot Gottes und Treue zueinander. Das bedeutet in der Eh, seinen Willen dem anderen ganz zu geben und sich gegenseitig uns zu helfen, Gott mit dem ganzen Willen zu lieben. Diese Treue ist auch immer offen auf das Leben, dem die eheliche Liebe dient.

Die wahre Liebe, sei es die gegenseitige Liebe in der Ehe oder die Nächstenliebe zu denen, die uns nahestehen, zu unseren Kindern, zu unserer weiteren Familie, und zu anderen Menschen, die uns umgeben oder denen wir helfen sollen, ist deswegen immer auch eine Frage der Vernunft, die sich an dem Willen Gottes orientiert. Alles, was in der ehelichen Liebe oder in sonst irgendeiner Form der Nächstenliebe dem Willen Gottes entgegengesetzt ist und damit dem anderen schadet und wehtut, auch wenn es so aussieht, als würde seine Leidenschaft dadurch erfüllt werden, ist der Gottesliebe und der wirklichen Nächstenliebe entgegengesetzt. Die Liebe, auch wenn sie vom Gefühl des Herzens getragen wird, muss in erster Linie von den Geboten Gottes, so wie wir sie mit unserer Vernunft erkennen können, geleitet werden. Nichts, was den Geboten Gottes widerspricht, ist wirklich Liebe.

Deswegen müssen wir in unserem Leben das tun, was der Blinde im heutigen Evangelium getan hat: Wir müssen zu Christus gehen und Ihn bitten, uns sehend zu machen. Domine, ut videam (Lk 18, 42). Wir müssen dem Herrn sagen: Lass mich sehen, wo ich noch nicht die Tugend der Gottesliebe und der Nächstenliebe, die Du in mein Herz gesenkt hast, wirklich lebe. Fragen wir uns anhand des gerade gehörten Hohenliedes der Liebe des heiligen Paulus (1 Kor 13, 1-13), wo wir noch blind sind, wo wir unseren Willen noch nicht der Gottesliebe angepasst haben, wo wir noch egoistisch und klein sind? Fragen wir uns: Sind wir geduldig und gütig? Sind wir nicht neidisch? Prahlen wir nicht, blähen wir uns nicht auf? Sind wir nicht ehrgeizig, nicht selbstsüchtig? Lassen wir uns nicht verbittern? Denken wir nichts Arges? Freuen wir uns nicht über das Unrecht, sondern freuen wir uns an der Wahrheit? Ertragen wir alles? Glauben wir alles? Hoffen wir alles? Dulden wir alles? Das sind die dringendsten Fragen, die wir uns stellen müssen, wenn wir Gott und den Nächsten lieben lernen wollen.

Nicht dem Nächsten, der vielleicht auch nicht genug liebt, müssen wir diese Fragen stellen, sondern uns selbst. Diese Fragen zeigen jedem, dass er noch nicht genügend mit der eingegossenen Liebe in seinem Herzen mitarbeitet. Bitten wir also Gott, uns sehend zu machen und uns die aktuellen Gnaden zu geben, Ihn noch mehr zu lieben, das Ja unseres Lebens zu ihm noch deutlicher zu machen, auch dadurch, dass wir das Ja zur Hilfe und Liebe den anderen gegenüber besser und täglicher leben. Wenn wir das tun, wenn wir das Feuer der Liebe, das in unseren Herzen brennt, Wirklichkeit werden lassen durch tausend kleine Handlungen der Liebe, dann bringt die Liebe den Frieden hervor, der in unserem Haus, in unserer Umgebung und in unserer Familie beginnt.

Wenn es auch nur die kleine Geste des geduldigen Schweigens ist, der nicht beleidigten Reaktion und des nicht Widerredens, so wächst doch damit der Frieden der Gottesliebe. Im ganz unscheinbar Kleinen wird oft eine große Liebe sichtbar: Wenn wir auch nur mit einem guten Schweigen der Geduld auf weniger Gutes antworten, dann wird dieses geduldige Schweigen der Liebe uns schon helfen, die Stimme Gottes zu hören, der uns wie Petrus fragt: „Liebst du mich?“ Der Sinn unseres Lebens aber liegt darin, durch die Gnade Gottes mit Petrus immer ehrlicher in Wort und Tat antworten zu können: „Ja, Herr, ich liebe dich. Du weißt alles. Du weißt, dass ich dich liebe“ (Jo 21, 15-17). Amen

Predigt Msgr. Prof.DDr. Rudolf Michael Schmitz zur Woche der Einheit der Christen, am 23. Januar 2022, dem dritten Sonntag nach Epiphanie

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wer ist katholisch? Das ist eine Frage, die wir zunächst beantworten müssen, bevor wir von der Einheit der Christen sprechen. Wir stehen in der Woche der Einheit der Christen und wir sind aufgerufen, für diese Einheit zu beten. Wohlgemerkt, nicht für die Einheit der Kirche, die bereits existiert, sondern dafür, dass alle Christen zur Kirche finden und sich in ihr vereinen. Um das aber tun zu können, um zu wissen, um was wir da beten, müssen wir uns fragen: Wer ist eigentlich katholisch?

Natürlich gehört jeder, der getauft ist, zur Kirche. Deswegen nennen wir auch jene, die nicht in der vollen Einheit mit der katholischen Kirche stehen, mit Recht Christen. Trotzdem sind sie nicht im vollen Sinne des Wortes katholisch. Was es bedeutet, wirklich katholisch zu sein, sagt uns das Rechtsbuch der Kirche in seinem Canon 205, der folgendermaßen lautet: „Voll in der Gemeinschaft der katholischen Kirche in dieser Welt stehen jene Getauften, die in ihrem sichtbaren Verband mit Christus verbunden sind, und zwar durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung.“ Also ist nur der voll und ganz katholisch zu nennen, der mit der sichtbaren Kirche durch diese drei Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung verbunden ist.

Was aber bedeutet das? Das bedeutet, dass jeder, der zur vollen Einheit der katholischen Kirche gehören will, den gesamten Glauben, den die Kirche von Christus erhalten hat, ungeschmälert annimmt und in seinem Leben zu verwirklichen sucht. Der Glaube ist nicht ein Kuchen, aus dem wir uns ein Stück nach unserem eigenen Gutdünken herausschneiden können, weil es uns am besten gefällt. Den ganzen Glauben müssen wir annehmen, wenn wir katholisch sein wollen. Das gilt für die einfachen Gläubigen, das gilt für die Priester, das gilt für die Bischöfe und das gilt auch für den Papst. Der ganze katholische Glaube ist es, den wir annehmen müssen, denn er ist uns von Christus, der die Wahrheit ist, verkündet und von der Kirche in Seinem Auftrag überliefert worden.

Seien es unangenehme Wahrheiten, wie die von der Finsternis, wo Heulen und Zähneknirschen herrscht, wie wir heute gehört haben (Mt 8, 12); seien es Wahrheiten, die unser eigenes Leben hier und jetzt betreffen und zur unmittelbaren Umkehr rufen wie die katholische Morallehre: Alles gehört zum katholischen Glauben. Wir können nicht etwas herausnehmen, nicht nach selbstgewählten Kriterien auswählen, sondern wir dürfen Christus sagen: Du hast durch die Kirche all diese Wahrheiten, die für unser Heil notwendig sind, verkündet, und wir nehmen sie alle an und leben danach. Das ist das Band des Glaubensbekenntnisses, ohne das wir nicht selig werden können.

Sodann besteht das Band der Sakramente. Vergessen wir nicht, dass die meisten protestantischen Glaubensgemeinschaften nur noch ein einziges Sakrament wirklich ihr Eigen nennen können, nämlich die Taufe. Alle anderen haben sie entweder verloren, weil sie kein gültiges Priesteramt mehr besitzen, oder immer abgelehnt, so wie etwa die Firmung oder die sakramentale Ehe. Wir aber, mit den orientalischen Kirchengemeinschaften, bekennen die Siebenzahl der Sakramente. Wir schließen kein Sakrament aus, denn wir wissen, dass Christus sie direkt oder durch die Apostel eingesetzt hat, damit wir – je nach unserem Lebensstand – die Gnade Gottes durch diese Sakramente geschenkt bekommen. Ohne sie kann man nicht katholisch leben. Wer an der Siebenzahl der Sakramente nicht festhält, der rüttelt an den Fundamenten der Kirche selbst und er würde all diejenigen, die ihm folgen würden, von diesen Quellen des Heils und damit von der vollen Einheit mit der Kirche trennen. Deswegen dürfen wir auch dabei keine Auswahl treffen, sondern dürfen uns glücklich schätzen, dass wir die sieben Sakramente, jene wirksamen Heilszeichen, die Gott uns schenkt, haben dürfen und durch sie die Gnaden erhalten, die wir brauchen, um wirklich katholisch zu sein.

Schließlich bedürfen alle Katholiken des Bandes der kirchlichen Leitung. Wenn wir treu dem Stuhle Petri ergeben sind, dann bedeutet das nicht, dass wir über alles, was von Rom kommt, begeistert sein müssen. Wir sind keine Claqueure. Wir sind katholische Christen. Wir wissen, dass in der Geschichte, angefangen von Paulus, nicht wenige Heilige auch dem Papst haben ins Angesicht widerstehen müssen, wenn dieser sich in praktischen Fragen oder in Fragen der Klugheit in die falsche Richtung bewegt hat. Die Unfehlbarkeit der Päpste bezieht sich, wie wir alle wissen, nur auf die feierlich verkündeten Lehren des Glaubens und der Sitten oder jene dogmatischen Wahrheiten, die der Päpste zusammen mit den Bischöfen immer gelehrt haben. Petrus ist der Fels, auf den Christus seine Kirche gebaut hat, gerade durch seine Treue zum objektiven Glaubensinhalt der Offenbarung, die er im Licht der Überlieferung treu auszulegen hat. Petrus, der Fels, steht nämlich seinerseits nur fest, wenn er auf dem Urgestein der Offenbarung in Schrift und Tradition aufruht. Dadurch hat die Kirche die Einheit bewahrt und Petrus seine Aufgabe, alle im Glauben zu stärken, erfüllen können. Das ist der Maßstab unserer Treue zur Leitung der Kirche, die nicht willkürlich befiehlt, sondern und Weisung und Richtung aus dem überlieferten Fundament von Dogma und Moral geben muß.

Das also sind die drei Bande, die uns zu Katholiken machen. Der ganze unverfälschte und von Christus uns hinterlassene Glaube, die sieben Sakramente als von Christus eingesetzte wirksame und sichtbare Zeichen der Gnade sowie die Treue zum Felsen Petri, der auf der ganze Offenbarung Christi gegründet ist.

Alle, die nach diesen drei Bindungen in der sichtbaren Gemeinschaft der Kirche leben wollen, sind katholisch. Sie brauchen, damit sie katholisch bleiben können, jene Demut, die der römische Hauptmanns zeigt, wenn er sagt: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach“. Wir entscheiden nicht mit unserem „autonomen“ Hochmut über den Inhalt des Glaubens. Der heilige Paulus sagt daher: „Haltet euch nicht selbst für klug“ (Röm 12, 16). Wir entscheiden nicht über den Glauben, wir entscheiden nicht über die Sakramente, wir entscheiden nicht über die Kirchenleitung, sondern wir nehmen demütig an, was von Gott kommt. Wenn wir mit der Demut der Gottesmutter auch in den Dingen, die uns schwerfallen, den ganzen katholischen Glauben annehmen wollen, wenn wir wirklich aus der Kraft aller Sakramente leben, und wenn wir auch in schweren Zeiten dem Zentrum der Kirche treu bleiben, dann sind wir katholisch.

Erst dann können wir jene, die es noch nicht sind, aufrichtig einladen, uns zu folgen. Dann wissen wir, was es bedeutet, katholisch zu sein. Dann können wir für das richtige Ziel der Einheit der Christen beten. Dann erkennen wir: Die endgültige Einheit der Christen ist erst dann erreicht, wenn wir alle zur Einheit der Kirche zurückgeführt haben, wenn alle in diesen drei Banden sichtbar  mit Christus verbunden sind und wenn alle in der einen sicheren Heilsgemeinschaft vereint sind, die die Kirche als mystischer Leib Christi bildet und in der Christus, als das Haupt, allen die große Gnade gibt, sich wahrhaft katholisch nennen zu dürfen und es zu sein. Amen.

Predigt von Kanonikus Joseph de Poncharra zum Fest des hl. Josef (20. März 2023)

Er ward geliebt von Gott und den Menschen; sein Andenken ist gesegnet (Sir 45,1). Mit diesen treffenden Worten aus dem Alten Testament können wir auch das Andenken an den hl. Josef ausdrücken, dem ja unsere ganze Verehrung gilt, besonders am heutigen Tag. 

Bevor wir aber mit der Betrachtung der Gestalt des hl. Josef beginnen, bitten wir seine liebenswürdigste, am meisten geliebte und am innigsten liebende Braut, dass wir vom liebenswürdigsten, geliebtesten und am meisten liebenden Gemahl recht sprechen können!

Wer nun war der hl. Josef? Drei Namen werden ihm in den Evangelien gegeben:

-Er wird Gemahl Marias genannt (Mt 1,16-19);

-Maria nennt ihn den Vater Christi: „Dein Vater und ich haben dich schmerzlich gesucht.“ (Lk 2,48)

-Schließlich wird er als „Gerechter“ bezeichnet (Mt 1,19).

Der zweite Name ergibt sich aus dem ersten: Als Gemahl Marias ist er in der heiligen Familie der Vater Christi, des göttlichen Sohnes. Die dritte Bezeichnung als „gerechter Mann“ schließt den ersten und zweiten mit ein. Als Gemahl der Gottesmutter und Pflegevater Jesu kann nur ein „gerechter Mann“ berufen sein.

Der Gemahl Marias. Was sagt uns die Schrift dazu?

In Genesis 2,18 heißt es: „Lasst uns eine Hilfe für ihn (Adam) machen, die ihm ähnlich ist“. Hier wird die Würde der Ehe hervorgehoben: Um die Sittsamkeit und Ehre der seligsten Jungfrau zu wahren, soll ihr Sohn von einer Vermählten geboren werden; um ihre Keuschheit unter dem schützenden „Schatten“ einer Ehe zu verbergen, war sie Josef wirklich als Gattin vermählt, so wie wie die weibliche Palme im Schatten des Palmbaums steht.

Im zweiten Namen „Dein Vater und ich haben dich schmerzlich gesucht“ kommt zum Ausdruck, dass Jesus nach dem natürlichen Recht sein Sohn ist, nicht aber nach dem Gesetz des Lebens. Er ist Sein Pflegevater.

Warum nun wird Josef gerecht genannt? Warum wird ausdrücklich berichtet, dass er ein „gerechter“ Mann war? Was heißt da „gerecht”? Manchen Menschen sagen wir nach, sie seien gerechtigkeitsliebend und könnten kein Unrecht ertragen. Aber das ist nicht das, was die Heilige Schrift meint, wenn sie vom hl. Josef als einem „gerechten Mann“ spricht. Hier bedeutet es, dass er ein rechtschaffener Mann ist – besonders in den Augen Gottes und nicht zunächst in den Augen der Menschen. Der heilige Josef ist ausgezeichnet durch jede Art von Tugend, wie der Josef des Alten Bundes. Nach der Hl. Schrift sah dieser, dass sich der  Mond, die Sonne und die Sterne vor ihm verneigten (Gen 37,9): die Vielzahl der Menschen (ausgedrückt in der Zahl zehn), die Welt der Engel, unter einem Namen gefasst, die seligste Jungfrau und der Herr. Wie der ägyptische Josef ist er in kostbares Linnen gekleidet. Wie die Palme wird der Gerechte erblühen, so der Psalmist (Ps 92,13).

Das Entscheidende für einen Menschen ist also, wie Gott ihn anschaut und was Gott von ihm hält, und nicht, was andere Menschen von ihm halten – außer diese Menschen leben in der Tugend! Wichtig ist nur, was unter Gottes Augen Bestand hat. Der hl. Josef hat niemals die Ehre von Menschen gesucht, sondern immer nur die Ehre Gottes.

Liebe Gläubige, im Sturm dieser Zeit ragt der hl. Josef wie ein Fels aus der Brandung heraus. Als Haupt der Heiligen Familie, als gesetzlicher Ehemann der jungfräulichen Gottesmutter Maria, als Pflegevater Jesu, als Patron der Kirche, als Schutz der Sterbenden und als Schrecken der Dämonen trotzt er allem Bösen. Sein Leben zeigt uns unerschütterliche Glaubenstreue, festes Gottvertrauen sowie liebende Großzügigkeit. Gerade heute brauchen wir sein Beispiel und seine Fürbitte, gerade heute müssen wir deshalb um einen festen Glauben bitten und uns der Gnade Gottes öffnen, die alles vermag. Gott hat uns alles gegeben und wird uns weiterhin alles geben, was wir brauchen, um selig zu werden.

Der große heilige Josef mag hier unser Vorbild sein. Er war im wahrsten Sinne des Wortes auch der „Mann der Situation“! Die größten Schwierigkeiten, denen die hl. Familie ausgesetzt war, hat er mit seinem Glauben, seinem Vertrauen und seiner Selbstlosigkeit gemeistert. Seine Tugenden können uns gerade heute Richtschnur und Hilfe sein. Beten wir mit großem Vertrauen zu ihm, damit Gott uns hilft.. Unter der Führung des heiligen Josef bleiben wir mit der Kirche eine Heilige Familie! Amen.

Wallfahrtstag zu den Heilig-Rock-Tagen nach Trier

Herzlich laden wir Sie zu unserem diesjährigen Wallfahrtstag zu den Heilig-Rock-Tagen nach Trier ein! Verehren wir den Heiligen Rock als Sinnbild der Einheit und beten wir gemeinsam für die hl. Kirche, die unser Gebet gerade jetzt nötiger hat denn je. Bringen Sie gerne Ihre Familie und Bekannten mit und leiten Sie die Information an Interessierte weiter.

Jesus Christus, Heiland und Erlöser, erbarme dich über uns und über die ganze Welt, gedenke deiner Christenheit und führe zusammen was getrennt ist. Amen. (Trierer Pilgergebet)

Predigt Msgr. Prof. Dr. Dr. Rudolf Michael Schmitz, Sonntag Quinquagesima, 19. 2. 2023

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Eines der größten Kreuze für die Menschen ist es, wenn sie das Augenlicht verlieren, oder gar, wenn sie, ohne sehen zu können, auf diese Welt gekommen sind. Das Dunkel, das immer mehr oder ganz auf ihren Augen liegt, macht ihr Leben zu einem schwierigen Kreuzweg.

Schlimmer noch als die Blindheit der Augen aber ist die Blindheit des Herzens!  Deswegen haben schon die Kirchenväter den Wunsch des Blinden an den Herrn: „Ut videam“, „Mach mich sehend“ (Lk 18, 42), als den Wunsch und die Notwendigkeit der ganzen sündigen Menschheit interpretiert. Wir sind nicht alle blind, wenn es um das Augenlicht geht, aber viele von uns – und leider immer mehr – leiden an einer tiefen Herzensblindheit, an einer Verblendung des Herzens, die sie nicht mehr erkennen lässt, wie sehr Gott sie liebt. Diese Herzensblindheit, diese innere Verblendung kann viele verschiedene Gründe haben. Wenn wir heute in die Gesellschaft und in die Kirche blicken, sehen wir einige von ihnen, die offensichtlich sind.

Zunächst einmal sind viele verblendet und können dem Wort des Herrn und seinem Licht nicht mehr folgen, weil sie der Ideologie und der Lüge verfallen sind. Wir merken, dass selbst intelligente Menschen, und vielleicht gerade sie, nicht mehr erkennen können, was klar vor Augen liegt, was unbedingt getan werden müsste, was Gut und Böse ist, weil sie einer Ideologie folgen, die mit der Wahrheit nichts zu tun hat, weil sie vom Vater der Lüge stammt. Eine solche Verblendung – wir sehen es in der Geschichte und heute wieder – befällt nicht selten die Regierenden, vor allem, wenn sie sich von Gott angewandt haben. Doch leider, und so lehrt uns die allerjüngste Geschichte in unseren deutschen Landen, kommt eine solche Verblendung auch bei Würdenträgern der Kirche vor, die trotz der Wahrheit des Glaubens nicht mehr sehen können und wollen, wo der wahre Weg des Willens Gottes liegt. Sie können nicht mehr erkennen, was das Heil für alle ist, und meinen, durch eigene Wege und Sonderwege etwas zu erreichen, was vielleicht „zeitgemäß“ erscheint, aber ganz deutlich gegen den Willen Gottes gerichtet ist. Die Verblendung des Herzens treibt den Menschen durch Ideologie und Falschheit vom Wege Gottes und schließlich aus der Einheit der wahren Kirche.

Die Verblendung des Herzens aber findet ihren Ursprung oft genug ebenfalls in Hass und Neid. Dadurch kommt sie nicht selten in unser eigenes Leben, wenn wir dem Nächsten nicht gönnen, was er hat; wenn uns jemand so zuwider ist, dass wir ihn nicht mehr mit klaren Augen sehen können; wenn wir nicht mehr begreifen, dass auch der, der uns unsympathisch ist, ein Kind Gottes ist und dass es im Garten Gottes verschiedene Pflanzen gibt, die alle auf die eine oder andere Weise ein Recht haben zu wachsen. Wenn Abneigung, wenn gar Hass und Neid uns Herz und Auge verengen, dann können wir nicht mehr sehen, wer der andere wirklich ist. Wir können und wollen nicht mehr wahrhaben, dass auch er von der Gnade berührt wurde und wir wollen nicht einsehen, wie gut es wäre, mit ihm in Frieden zu leben. „Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“, ruft der Dichter; wie leicht, geben wir es zu, können wir selbst dieser böse Nachbar sein!

Leider gibt es in unserem eigenen Leben ebenso die Verblendung durch Egoismus und Hochmut. Wie oft drehen wir uns nur um uns selbst! Wir beklagen uns darüber, was uns fehlt, und sehen dabei gar nicht mehr die Not des anderen und das, was uns alles von Gott geschenkt worden ist. Wir sind hochmütig und meinen, über alle anderen richten zu können und in unserer Verblendung sehen wir nicht, wie klein, wie hilflos und wie erbarmungswürdig wir selbst sind. Unsere eigene, eingebildete autonome Selbstherrlichkeit hindert uns daran, die Größe Gottes und Seiner Gnadengeschenke zu sehen, Ihn dankbar mit ganzem Herzen zu verehren und Ihn so zu lieben, wie Er von uns geliebt werden will. Wir sind hartherzig Gott und den Menschen gegenüber und daher herzensblind und stolz verblendet.

Vielleicht am häufigsten und gleichzeitig am unsichtbarsten ist diese Verblendung, wenn sie durch die Gewohnheit eintritt. Hier ist nicht die gute Gewohnheit gemeint, die wir alle brauchen, die als ordnende Hand unser Leben dem Willen Gottes angleicht und die uns in ihrer höchsten Form als Tugend begegnet. Es ist vielmehr die Gewohnheit der Routine, die gleichsam mit einer kalten Hand die Augen des Herzens bedeckt. Wir können uns an das Gute so sehr gewöhnen, dass wir es nicht mehr sehen. Wenn in Ehe oder Freundschaft durch lange Gewohnheit plötzlich das Gute, das man einander tut, oder das Gute, das in dem Ehepartner oder den Freunden liegt, nicht mehr gesehen wird, weil es schon zur unbeachteten Gewohnheit geworden ist, dann ist unser inneres Auge blind geworden für die Güte der anderen Personen. Wenn wir die Augen unserer kleinen, routinemäßigen Gewohnheit mehr auf die Schwächen unserer Umgebung lenken als auf die Stärken, werden auch wir verblendet. Das kann in jedem Kreis von Menschen passieren, der geistlichen Gemeinschaft, der Familie, dem Freundeskreis, der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz: Wir sehen dann immer nur den Splitter in den Augen der anderen, nicht aber die Balken in unseren eigenen, weil die schlechte Gewohnheit uns blind gemacht hat für das Gute, das Gott in jeden legt und das uns täglich durch sie geschenkt wird. Der so Verblendete dankt weder Gott noch den Menschen, sondern nimmt alles Gute für selbstverständlich, während auch das kleinste Opfer ihn gleich zum Klagen bringt!

Schlimmer noch ist die Verblendung durch die Gewohnheitssünden, jene schäbigen Angewohnheiten, die unsere Seele beschmutzen, ohne dass wir es so recht bemerken.  Fast unbemerkt haben wir sie angenommen, weil sie so üblich sind und so häufig, ganz wie Mittelmäßigkeit und schlechter Durchschnitt. Das sind z.B. die ständigen Lügen in kleinen Dingen, um Dinge zu beschönigen oder uns zu entschuldigen; die üble Nachrede, die uns immer wieder auf die Zunge kommt, obwohl wir nicht besser sind als die anderen; das vorschnelle Urteil über Menschen, die wir gar nicht richtig kennen; der kleinliche Geiz;  erbärmlichen Grauzonen im sechsten Gebot und viele andere große und kleine Gewohnheitssünden, die sich wie Staub auf unsere Augen legen. Sie verblenden unser Herz und machen den Blick auf das Wahre, Gute und Schöne Gottes dunkel; wir sehen unsere eigene Wirklichkeit und die des Nächsten nicht mehr klar. So denken wir in eingebildeter Verblendung über uns selbst: „Wirklich, ich bin eigentlich ein guter Mensch!“, während alle anderen eher das Gegenteil bemerken. Durch die Verblendung durch die oft nicht bekämpften Gewohnheitssünden werden wir wie der Pharisäer auf die anderen herabblicken und nicht merken, dass wir selbst in Wirklichkeit der letzte Zöllner sind, der nur das Recht hätte, sich an die Brust zu klopfen und zu sagen: „Herr, ich bin nicht würdig!“ Gewohnheitssünden sind daher oft der Grund für innere Verblendung, der Grund für die Unmöglichkeit, sich zu bekehren und der Grund dafür, dass wir die Herrlichkeit der Gnade Gottes in unserem Leben und in dem Leben des anderen nicht mehr klar sehen.

Muss uns das mutlos machen? Gibt es gegen diese verschiedenen Arten der Verblendung denn überhaupt ein Heilmittel? Können wir eigentlich etwas dagegen machen, wenn wir, wie es scheint, blinder und blinder werden und von Blinden umgeben sind, die Blinde führen?

Der hl. Paulus weist klar auf das einzige Heilmittel gegen die Herzensblindheit(cf. 1 Kor 13, 1-13): Geradezu das Allheilmittel gegen alle Verblendung, das Heilmittel, das uns statt der Ideologie die Wahrheit lehrt, das Heilmittel, das uns statt Hass und Neid Zuneigung und Großzügigkeit eingibt, das Heilmittel, das uns von der Blindheit der Routine und allen schäbigen Gewohnheitssünden befreit und uns aus der Dunkelheit in das Licht Gottes treten lässt, ist die große Liebe Gottes! Sie ist kein zu oft zitierter Gemeinplatz, kein sentimentales Gefühl, sondern ein göttliches Geschenk, das wir uns nicht selber schaffen müssen! Das Allheilmittel der Liebe ist uns vielmehr bereits in der Taufe eingegossen worden!

Jeder Getaufte hat das Geschenk der Liebe Gottes erhalten, in der hl. Firmung ist es gestärkt worden und bei jeder hl. Beichte wird es uns wiedergegeben und erneuert. Es ist nicht etwas, das wir selbst hervorbringen können, sondern es ist in unseren Herzen, solange wir im Stande der Gnade sind. Wir sollen es nur leben, wir sollen diesem Geschenk keine Hindernisse setzen, wir müssen es nur aus unserem Herzen hervorkommen lassen durch die täglich in Gebet und guten Werken erneuerte Gottes- und Nächstenliebe: Statt Lüge Wahrheit, statt Hochmut Demut, statt Hass Vergebung, statt Neid Großzügigkeit, statt schlechter Gewohnheit Dankbarkeit und Bekehrung!

Für ein solches christliches Leben fehlt uns Gottes Gnade nie. Mit ihr können wir alle Verblendung der Welt und unseres eigenen Herzens überwinden. Nicht nur das, wir können auch klar wissen, ob wir so leben, denn der Maßstab, den der hl. Paulus uns gibt, ist eindeutig. Hören wir noch einmal den Beginn des 13. Kapitels aus seinem ersten Brief an die Korinther, denn darin wird für jeden von uns erkennbar, wann wir aus Liebe und wann wir aus Verblendung handeln: „Die Liebe nämlich ist geduldig, die Liebe ist gütig, die Liebe neidet nicht, sie handelt nicht prahlerisch, sie bläst sich nicht auf, sie ist nicht ehrgeizig, nicht selbstsüchtig, sie lässt sich nicht erbittern, sie denkt nichts Arges, sie freut sich nicht über das Unrecht, sie hat Freude an der Wahrheit, sie trägt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“

Lesen wir diese Worte oft nach! Vergleichen wir unser eigenes Tun mit dem göttlichen Maßstab, der uns in diesen Worten offenbart wird: Jedes Mal, wenn uns die Verblendung des Herzens zu einer der Liebe entgegengesetzten Haltung verführt hat, haben wir hier den eindeutigen Maßstab, zu dem es sofort zurückzukehren gilt! Bleiben wir nicht verblendet, sondern fangen wir neu an und lassen das Licht Gottes und Seiner Gnade in unsere Augen und unser Herz scheinen! Die Liebe ist ein Geschenk Gottes, das wir alle bereits erhalten haben. Je mehr die Liebe regiert, desto mehr wird die Verblendung des Herzens verschwinden!

Diejenigen, die so verblendet sind, dass sie das nicht mehr begreifen können, können trotzdem von der Liebe bekehrt werden: von der betenden Liebe, von der opfernden Liebe, von der duldenden Liebe, von der stellvertretenden Liebe Christi und der Christen!  Wie sehr wird nicht der Sünder davon berührt, wenn wir ihm ein gutes Wort sagen, wenn wir seine wenigen guten Taten anerkennen, wenn wir uns nicht von ihm abwenden, wenn wir für ihn beten und leiden! Wenn wir das tun, wenn wir also das Geschenk der Liebe auch denen bringen, die verhärtet sind, dann können sie sich bekehren, dann können sie plötzlich sehen, was Christus dem Blinden getan hat, und sie werden sagen wie er: „Domine, ut videam; Herr, mach mich sehend!“

Beten wir gegen alle innere Verblendung auch selbst jeden Tag dieses Gebet des Blinden: „Ut  videam, mach mich sehend!“ Doch fügen wir ein anderes, größeres Gebet aus der Tiefe unseres Herzens hinzu, um durch die Gnade die Blindheit unserer Seele gänzlich zu überwinden: „Domine, ut amem, Herr, mach mich liebend!“ Nur wenn wir lieben, werden wir auch sehen. Amen.

Kanonikus Henrique Fragelli, Requiescat in Pace

Liebe Freunde des Instituts,

an diesem ersten Tag des Monats März, der dem heiligen Josef, dem Schutzpatron eines guten Todes, gewidmet ist, teilen wir Ihnen mit großer Trauer mit, dass Kanonikus Henrique Fragelli heute früh in Brasilien im Alter von 59 Jahren an einer Lungeninfektion verstorben ist.

Er wurde am 3. Juli 2008 von Seiner Eminenz Kardinal Raymond Leo Burke zum Priester geweiht und übte seinen priesterlichen Dienst in Wausau, in der Diözese La Crosse (Vereinigte Staaten), dann in Oakland (Vereinigte Staaten) und schließlich in Mouila (Gabun) aus.

Durch seine unermüdliche Arbeit und seinen großen Eifer gelang es ihm, unserer Mission in Mouila neues Leben zu geben. Er gründete eine Schule, eine Krankenstation und ein Waisenhaus.

Nachdem er im Frühjahr 2021 an Covid erkrankt war, musste er für längere Zeit im Krankenhaus bleiben. Viele von Ihnen haben für seine Genesung gebetet. Nach seiner wunderbaren Genesung wurde sein Gesundheitszustand wieder sehr fragil.

Ich bin Ihnen zutiefst dankbar für die geistliche Unterstützung, die Sie ihm großzügig gewährt haben, und bitte Sie nun, für die Ruhe seiner priesterlichen Seele zu beten. Möge er, der sein Leben im Dienst der Heiligen Mutter Kirche in der Familie des Instituts Christus König und Hohepriester gegeben hat, nun den ewigen Lohn empfangen, der denen versprochen ist, die im Weinberg unseres Herrn arbeiten.

Ich vertraue Ihrem Gebet in dieser Zeit der Trauer auch die Familie von Kanonikus Fragelli an, ebenso alle, die von seinem Tod betroffen sind.

Möge unsere Schmerzensmutter uns alle in dieser heiligen Fastenzeit in der Hoffnung auf die Auferstehung ihres göttlichen Sohnes und in der freudigen Erwartung des kommenden himmlischen Lebens stärken.

Requiescat in pace.

In Christo Rege,
Msgr. Gilles Wach
Generalprior